Hintergrund

50 Jahre DATEV im Zeitraffer

Der Grund für die Entstehung der DATEV eG lag in der Lösung eines immer drängender werdenden Problems: In der ersten Hälfte der 1960er Jahre stand das deutsche Wirtschaftswunder unter Volldampf. Fachkräfte waren rar, auch für die Buchhaltung: Die Unternehmen lagerten diese zunehmend an den Steuerberater aus. Entsprechend stieg der Rationalisierungsdruck in den Kanzleien. Der Einsatz „elektronischer Datenverarbeitung“ (EDV) war die Antwort auf die Frage, wie das alles noch zu schaffen sei. Unter dem damaligen Präsidenten der Nürnberger Kammer der Steuerbevollmächtigten, Heinz Sebiger, entstand so die Idee, eine genossenschaftlich organisierte Selbsthilfe zur elektronischen Verarbeitung der Buchungsdaten aufzubauen. War der Computer für den Einzelnen auch noch unbezahlbar – im Verbund einer Genossenschaft konnten ihn viele wirtschaftlich nutzen. So schlossen sich zunächst 65 Steuerbevollmächtigte aus dem Kammerbezirk Nürnberg zusammen: Am 14. Februar 1966 kam es schließlich in Nürnberg zur Gründungsversammlung der „Datenverarbeitungsorganisation der Steuerbevollmächtigten für die Angehörigen des steuerberatenden Berufes in der Bundesrepublik Deutschland, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht“ – kurz: der DATEV eG.

Erstes Rechenzentrum mit vier Großrechnern

Das Angebot der neuen DATEV kam genau zum richtigen Zeitpunkt, die Mitgliederzahlen stiegen schnell – und mit ihnen auch die Anforderungen. So trat beispielsweise zum 1.1.1968 die Mehrwertsteuer in Kraft, wodurch sich der Bedarf für die elektronischen Dienste der DATEV weiter erhöhte. Hatte man zunächst noch ein IBM-Service-Rechenzentrum genutzt, lohnte sich nun der Aufbau einer eigenen Infrastruktur. Zuverlässigkeit und Termintreue hatten sowieso oberste Priorität. Anfang 1969 nahm der damalige Bundesfinanzminister Franz-Josef Strauß in Nürnberg das erste DATEV-Rechenzentrum mit vier Großrechnern und sechs Druckern in Betrieb. In den Folgejahren und -jahrzehnten wurde es konsequent zur Datendrehscheibe zwischen den Steuerberatern, ihren Mandanten und verschiedenen Institutionen ausgebaut. Heute werden hier kaufmännische Daten von 2,5 Millionen Unternehmen, Vereinen und Behörden verarbeitet. Das erste Rechenzentrum hatte mit einer Gesamtspeicherleistung von 320 Kilobyte nicht einmal einen Bruchteil dessen, was auch schon vor dem Aufkommen der Smartphones jedes Handy leisten konnte. Heute steht darin eine Speicherkapazität von über 47 Petabyte zur Verfügung – mehr als die Festplatten von 50.000 derzeit handelsüblichen Durchschnitts-PCs fassen können. Das Rechenzentrum war und ist das Herzstück der DATEV-Lösungen – und nicht erst seitdem das Arbeiten in der „Cloud“ in aller Munde ist.

Software im Wandel der Zeit

Auch die Anforderungen an die Software wandelten sich im Laufe der Jahre dramatisch. Das erste Software-Großprojekt fand am 1.1.1974 unter dem Namen „Redesign“ seinen Abschluss, es folgten der Einstieg in die PC-Ära mit der Einführung des DATEV-Verbundsystems DVS (1984), die Umstellung der PC-Programme auf Windows (1998/99) und ab 2010 die Einführung einer serviceorientierten Architektur mit DATEV pro. Heute steht darüber hinaus der mobile Zugriff auf Daten und Prozesse ganz oben auf der Agenda der Softwareentwickler.

Datenaustausch: Von der Lochkarte zur Cloud-Lösung

Bei der Übermittlung der Daten fing alles mit der Verarbeitung und dem Versand von zunächst Lochkarten, später Lochstreifen als Speichermedien an. In den 1970er Jahren folgten Magnetkassetten, über verschiedene Disketten- und Diskformate seit den 80ern bis hin zur Fernübertragung von Daten - und später über das Internet. Mit der Datenfernübertragung (DFÜ) eröffnete die Genossenschaft bereits 1974 zu einem sehr frühen Zeitpunkt ihren Mitgliedern die Möglichkeit, am Terminal auf Magnetband erfasste Daten "online" über die Telefonleitung in das DATEV-Rechenzentrum nach Nürnberg zu übertragen. In Zeiten des ISDN-Standards unterhielt die Genossenschaft sogar ein eigenes Kopfstellennetz, um ihre Mitglieder in ganz Deutschland mit dem Rechenzentrum in Nürnberg zu verbinden.

Oberste Priorität: Datenschutz und IT-Sicherheit

Doch unabhängig von all diesen Entwicklungen ist eines in all den Jahren gleich geblieben: Oberste Priorität hat stets der Schutz von Daten und Prozessen – sowohl im Rechenzentrum als auch auf den Endgeräten und auf dem Transportweg dazwischen. Als Cloud-Pionier konnte die DATEV schon von Beginn an Erfahrung im Umgang mit vertraulichen Daten sammeln und ist heute ein führendes Unternehmen bei der Umsetzung von IT-Sicherheit. So wehrt das Rechenzentrum jährlich im Schnitt rund 2,5 Millionen Viren und über 3 Millionen Spam-Mails erfolgreich ab.

Eine starke Gemeinschaft

Als Genossenschaft ist der Erfolg der Mitglieder rechtsverbindlicher Unternehmenszweck, nicht der Erfolg des genossenschaftlichen Unternehmens selbst. Deshalb sind ökonomische Nachhaltigkeit und Stabilität wesentliche Bestandteile des eigenen Selbstverständnisses der DATEV. Ein wesentliches Ergebnis ist die seit 50 Jahren stetig wachsende Zahl der Mitglieder der Genossenschaft: Von 180 im ersten Jahr bis zu über 40.300 im Jahr 2015.

Meilensteine der Mitgliederentwicklung

  • 1974: 10.000 Mitglieder
  • 1982: 20.000 Mitglieder
  • 1990: 30.000 Mitglieder
  • 2012: 40.000 Mitglieder

Meilensteine der Mitarbeiterentwicklung

  • 1979: 1.000 Mitarbeiter
  • 1989: 3.000 Mitarbeiter
  • 1992: 4.000 Mitarbeiter
  • 2000: 5.000 Mitarbeiter
  • Ende 2011: 6.000 Mitarbeiter

Je mehr Mitglieder, desto mehr Mitarbeiter waren natürlich nötig, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Entsprechend war auch die Zahl der Beschäftigten der DATEV von einem nachhaltigen Wachstum geprägt: Heute zählt die Genossenschaft über 40.300 Mitglieder, aus zunächst 5 Mitarbeitern sind mittlerweile knapp 7.000 Mitarbeiter geworden, und der Umsatz ist von 1,2 Mio DM im ersten Geschäftsjahr auf 843,5 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2014 gewachsen.

Die fünf Dekaden der Unternehmensentwicklung

Ende des ersten Geschäftsjahres (31.12.1967):

Umsatz: 1,2 Mio. DM

Mitglieder: 993

Mitarbeiter: 5

Nach 10 Jahren (31.12.1976):

Umsatz: 82 Mio. DM

Mitglieder: 11.839

Mitarbeiter: 739

Nach 20 Jahren (31.12.1986):

Umsatz: 400 Mio. DM

Mitglieder: 27.041

Mitarbeiter: 2.361

Nach 30 Jahren (31.12.1996):

Umsatz: 989 Mio. DM

Mitglieder: 35.530

Mitarbeiter: 4.723

Nach 40 Jahren (31.12.2006):

Umsatz: 585 Mio. €

Mitglieder: 39.147

Mitarbeiter: 5.469

Nach 48 Jahren (31.12.2014)

Umsatz: 844 Mio. €

Mitglieder: 40.393

Mitarbeiter: 6.780

Die Nähe zu den Mitgliedern sichern heute 26 Niederlassungen in Deutschland, und 7 verbundene Unternehmen vertreten die DATEV in Europa.

Zwei Vorstandsvorsitzende in 50 Jahren

Eine Besonderheit stellt auch die Kontinuität in der Unternehmensleitung dar: So verzeichnete die DATEV in den 50 Jahren ihres Bestehens lediglich einen Wechsel des Vorstandsvorsitzes, als 1996 Dr. Heinz Sebiger das Amt nach 30 Jahren an Prof. Dieter Kempf übergab. Erst nach dem Jubiläum wird dieser – nach fast 20 Jahren – es am 1. April 2016 an seinen Nachfolger Dr. Robert Mayr weitergeben, der bereits seit fünf Jahren als Mitglied des Vorstands und inzwischen stellvertretender Vorstandsvorsitzender Verantwortung für die Genossenschaft trägt.

Von der Rationalisierung zur Digitalisierung

Im Jubiläumsjahr blickt die DATEV nicht nur stolz zurück, sondern auch zuversichtlich nach vorne: Die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft wird auch das Betätigungsfeld des steuerberatendenBerufsstands erheblich verändern. Wie bereits in den ersten 50 Jahren ihres Bestehens wird die DATEV als berufsständischer IT-Dienstleister ihre Mitglieder auch in Zukunft dabei unterstützen, die Chancen des digitalen Fortschritts frühzeitig zu nutzen: Zum Beispiel begann die DATEV bereits 1995 – nach der rechtlichen Freigabe, Daten der Steuererklärung elektronisch an die Finanzbehörden zu übermitteln – mit der Nutzung der Eigenentwicklung EDÜ (elektronische Datenübertragung), um Steuererklärungsdaten – zunächst nur in Bayern – an die Finanzämter zu übertragen. Im Oktober 2002 war ein DATEV-Mitglied der erste, der eine digitale Steuererklärung mit elektronischer Unterschrift (nach ELSTER II-Verfahren) versandt hat – über die Infrastruktur seiner Genossenschaft.

Gemeinsam für den Mittelstand

Heute reicht das Leistungsspektrum der DATEV von mehr als 200 PC-Programmen über Cloud-Dienste wie Online-Anwendungen, Datenverarbeitung und -archivierung im Rechenzentrum bis hin zu Outsourcingleistungen sowie Sicherheitsdienstleistungen. Beratungsleistungen und Angebote zur Wissensvermittlung in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern runden das Angebot ab. Mit diesen Lösungen halten die steuerlichen Berater und DATEV betriebswirtschaftliche Prozesse in rund 2,5 Millionen Unternehmen am Laufen. Gemeinsam sorgen sie für deren Effektivität und Effizienz. Für mehr als 11 Millionen Arbeitnehmer werden regelmäßig Löhne und Gehälter über DATEV-Systeme abgerechnet.

Pressekontakt

DATEV eG

Till Stüve

Telefon +49 911 319-51223 till.stueve@datev.de

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