Kanzlei-Serie - Folge 12

Perfekt geplant: So schön kann Nachfolge sein

Mit viel Mühe und Not findet sich am Ende ein Käufer für die Kanzlei, richtig zufrieden stellt das zwar nicht, aber Hauptsache, der Fall ist erledigt. So oder ähnlich empfinden vielleicht manche Steuerberater retrospektiv ihre eigene Nachfolgeregelung. Dass es auch ganz anders geht, beweist das Beispiel von Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Heubeck aus Nürnberg. Er konnte seine Kanzlei nicht nur zu einem außergewöhnlichen Preis verkaufen, sondern sein Nachfolger hat es auch geschafft, sämtliche Mandate zu behalten.

Gewusst wie, von langer Hand geplant und konsequent umgesetzt: So lässt sich die Nachfolgeregelung von Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Wolfgang Heubeck aus Nürnberg auf den Punkt bringen – und macht Lust auf Loslassen. Heubeck wusste schon mit 45 Jahren ganz genau, dass er nur noch zehn Jahre in der Kanzlei tätig sein wollte. Heute, 15 Jahre später, hat er das nicht nur geschafft, sondern führt ein Leben in wahrhafter Balance – von Familie, Freizeit und beruflicher Herausforderung: Er hält Vorträge etwa für die DATEV eG, bildet an der IDW-Akademie aus und stellt heute das bei der eigenen Kanzleinachfolge erworbene Wissen und seine Erfahrungen sowohl jungen Berufseinsteigern als auch Kanzleiverkäufern zur Verfügung. Dazu hat er eigenes Projekt mit dem Namen "StB-Mentoring" gestartet. Außerdem engagiert er sich als ehrenamtlicher Vorstand in mehreren gemeinnützigen Stiftungen, als Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde Nürnberg-St. Johannis und widmet daneben viel Zeit dem Sport und seinen beiden Enkelkindern.

Konsequent die eigenen Ziele verfolgen

"Sich alles für später vornehmen macht keinen Sinn – was Sie während der Berufstätigkeit nicht machen, machen Sie auch im Ruhestand nicht", sagt er als einer, der sich aufs Machen versteht wie wohl wenige seiner Berufskollegen. Dabei lief selbstverständlich auch bei ihm während der Nachfolgeregelung nicht immer alles wunsch- und plangemäß. "Meine ursprüngliche Idealvorstellung war eine interne Lösung", sagt er. Diese scheiterte jedoch zweimal, einmal an einem nicht bestandenen Steuerberaterexamen der potenziellen Nachfolgerin und das zweite Mal an mangelnden unternehmerischen Fähigkeiten, die nach Erweiterung des Aufgabengebiets der Kandidatin offenkundig wurden.

Die Familie kam von vorn herein nicht Frage, obwohl Heubeck vier Kinder hat. Ein Umstand, der ihn im Übrigen nicht bekümmert, "denn sie können nicht an alle gleichzeitig vererben, und das schafft Unzufriedenheit", sagt er. Als Alternative blieb ihm so nur, eine externe Nachfolge anzustreben. Diesem Entschluss folgten umfassende und gründliche Recherchen: Auf Seminaren der DATEV eG, im Studium von Fachliteratur und im Gespräch mit Experten setzte Heubeck sich intensiv mit allen Facetten des Themas Nachfolge auseinander. Zugute kam ihm auch, dass er als Berater schon zahlreiche Unternehmensnachfolgen begleitet hatte.

Kardinale Fehler vermeiden

"Heiraten können Sie notfalls auch zweimal oder noch öfter – aber Ihre Kanzlei verkaufen Sie nur ein einziges Mal, deshalb ist jeder Fehler irreparabel", sagt Heubeck. "Mein Ziel war es daher, typische Fallstricke von vornherein auszuschließen." Um diese zu identifizieren, befragte er im Vorfeld seiner Nachfolgeregelung eine ganze Reihe von Kollegen, die ihre Kanzleien bereits übertragen hatten, nach ihren Erfahrungen. Dabei kristallisierten sich zwei Hauptprobleme heraus: Fast alle Steuerberater überschätzten den Wert ihrer Kanzlei und seien zudem zu gutmütig im Umgang mit Mitarbeitern und potenziellen Nachfolgern.

Beide Fehler wollte Heubeck um jeden Preis vermeiden – und ging dann doch zunächst von einem zu hohen Wert seiner Kanzlei aus. "Den einen oder anderen Zahn hat mir dann der von mir beauftragte Kanzleivermittler gezogen", erinnert er sich. Am Ende stand dennoch ein stattlicher Umsatzfaktor von 170 Prozent bei einem bereinigten Umsatz von 500 Tausend Euro. Zustande kommt dieser ungewöhnlich hohe Wert durch die außerordentliche Rendite der Kanzlei, die – auch heute noch – bei über 65 Prozent liegt. Geschafft hat Heubeck dies durch die konsequente betriebswirtschaftliche Führung seiner Kanzlei – nicht zuletzt als Vorbereitungsmaßnahme für die anstehende Nachfolge.

Gelegentlich gegen alle Regeln

"Der Schlüssel liegt für mich in der langfristigen Vorbereitung", sagt er. Hinzu kommt aber auch der Mut, sich über gängige Vorstellungen hinwegzusetzen. "Mehr als 150 Prozent gibt der Markt nicht her" und „die überleitende Tätigkeit ist im Kaufpreis enthalten", sind zwei dieser gängigen "Wahrheiten" der meisten Kanzleivermittler, die Heubeck aber nicht gelten ließ. "Ich habe meine überleitende Tätigkeit bewusst länger gestaltet – schließlich wollte ich ja, dass die Mandate erhalten bleiben, aber dafür will ich auch entgolten werden", sagt er. "Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Und das gilt für meine Arbeit sicher nicht."

Will man den Erfolg eines Kanzleiverkaufs messen, ist der Kaufpreis für den Verkäufer sicher der wichtigste Parameter. Daneben steht aber – auch, aber nicht nur – das Verbleiben der Mandanten bei der Kanzlei und dem Nachfolger. Auch hier überließ Heubeck nichts dem Zufall: Bereits einige Jahre vor seinem eigentlichen Rückzug stimmte er die Mandanten darauf ein, dass er zwar bis 65 Jahre arbeiten wolle, aber für einen gleitenden Übergang sorgen werde.

Nachfolger bringt Zusatznutzen für Mandanten

"Wir haben eine GmbH gegründet, damit der Name Heubeck auch weiterhin an der Tür steht. Außerdem war es mir immer wichtig, dass meine Mandanten durch die Nachfolge einen Zusatznutzen bekommen. Das haben wir dadurch realisiert, dass mein Nachfolger, Herr Schmidt, gleichzeitig Rechtsanwalt ist", sagt Heubeck. Um keine Mandanten – "flüchtige Rehe", wie Heubeck weiß – zu verlieren, war eine ausgeklügelte Kommunikationspolitik vonnöten.

Wichtige Mandanten besuchten die Berater im Doppelpack zeitnah und perfekt vorbereitet. "Herr Schmidt durfte ja keine Akten einsehen, ich habe ihn also mündlich mit dem jeweiligen Mandat vertraut gemacht, damit er gleich beim ersten Besuch qualifizierte Gesprächsbeiträge leisten konnte", sagt Heubeck. Das trug ihm das uneingeschränkte Vertrauen der Mandanten ein, die unmittelbar nicht nur von seiner Kompetenz, sondern auch von einer funktionierenden Zusammenarbeit innerhalb der Kanzlei überzeugt waren. Auf diese Weise ist es Heubeck und Schmidt gelungen, kein einziges Mandat zu verlieren – und die Nachfolge perfekt zu managen.

Weitere Informationen zum Thema Kanzleinachfolge/Kanzleiübernahme

Ansprechpartner zum Thema Nachfolge für Kunden: Steffen Bock, DATEV Consulting

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