„Wer Talente gewinnen will, muss ihnen etwas bieten“

Die Fachkräfteinitiative von Bundessteuerberaterkammer, Deutschem Steuerberaterverband und DATEV unterstützt Kanzleien dabei, sich als attraktive Arbeitgeber aufzustellen. Nur wer heute ausbildet, hat morgen genug qualifizierte Mitarbeiter.

Der demografische Wandel macht auch vor unserer Branche nicht halt. Steuerberatungskanzleien stehen vor einer der größten Herausforderungen unserer Zeit: dem Fachkräftemangel. Laut einer Studie der Haufe Group empfinden 40 Prozent der potenziellen Arbeitnehmer die Tätigkeiten in der Steuerberatung als eintönig und monoton. Als ich neulich mit einem befreundeten Steuerberater im Gespräch war, meinte dieser: „Robert, wenn ich morgen zwei Steuerfachangestellte einstellen könnte – ich würde es sofort tun! Aber es bewirbt sich einfach niemand.“ Diese Worte hallen nach. Sie stehen sinnbildlich für das Problem, das viele Kanzleien umtreibt: Der Nachwuchs fehlt, während die Anforderungen wachsen.

Junge Leute ticken heute anders

Gemeinsam mit der Bundessteuerberaterkammer (BStBK) und dem Deutschen Steuerberaterverband (DStV) haben wir deshalb die Fachkräfteinitiative ins Leben gerufen. Zwei Kampagnen bilden das Herzstück: „zahltsichausbildung.de“ richtet sich an junge Menschen, um sie für eine Ausbildung in der Steuerberatung zu begeistern. „GEMEINSAM handeln!“ unterstützt Kanzleien mit konkreten Tipps und Strategien, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden.

Warum das so wichtig ist? Auch ich habe diese Entwicklung hautnah erlebt – als Teil unseres Berufsstandes, als jemand, der um die Herausforderungen in den Kanzleien weiß. Wir alle wissen: Unsere Branche ist essenziell für die Wirtschaft. Steuerberatung bedeutet nicht nur Zahlen jonglieren, sondern auch Unternehmen und Privatpersonen Orientierung geben. Doch wenn wir keine qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr finden, droht der Druck auf die verbliebenen Fachkräfte zu steigen – mit negativen Folgen für alle.

Die jungen Leute von heute ticken anders als wir damals. Und das ist auch gut so. Sie legen Wert auf flexible Arbeitszeiten, eine sinnstiftende Tätigkeit und moderne Technologien. Wer Talente gewinnen will, muss ihnen etwas bieten – sei es digitales Arbeiten, Weiterbildungsangebote oder eine klare Per­spektive für die Zukunft. Die Digitalisierung ist dabei nicht nur ein Effizienztreiber, sondern auch ein entscheidendes Kriterium für die Attraktivität einer Kanzlei. Studien zeigen, dass junge Fachkräfte gezielt nach Arbeitgebern suchen, die moderne Arbeitsweisen ermöglichen und digitale Prozesse aktiv nutzen. Eine Kanzlei, die hier hinterherhinkt, hat es schwer, Nachwuchs zu gewinnen.

Genau an dieser Stelle setzt unsere Initiative an: Wir als Steuerberaterinnen und Steuerberater wissen, wie entscheidend qualifizierte Fachkräfte für unseren Erfolg sind. Wir wollen nicht nur mehr junge Leute für den Beruf begeistern, sondern auch Kanzleien dabei unterstützen, sich attraktiv aufzustellen. Denn eines ist klar: Die Zeiten, in denen junge Menschen Schlange standen, sind vorbei. Heute müssen wir uns als Branche aktiv um Nachwuchs bemühen.

Ausbildung ist Pflicht, nicht Kür

Ein weiteres zentrales Element ist: Kanzleien müssen selbst ausbilden. Ich höre oft: „Das kostet zu viel Zeit“ oder „Die Jungen sind doch eh nach drei Jahren wieder weg“. Aber wer heute nicht ausbildet, wird morgen keine Mitarbeiter haben. Und wer in die Förderung junger Talente investiert, profitiert langfristig – nicht nur personell, sondern auch wirtschaftlich.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um aktiv zu werden. Tragen Sie Ihre freien Ausbildungsplätze in die Stellenbörse der Initiative ein. Nutzen Sie die Materialien und Tipps, die wir Ihnen auf unserer Onlineplattform zur Verfügung stellen. Und sprechen Sie über das Thema – in Ihren Netzwerken, mit Ihren Mandanten, in den Schulen Ihrer Region. Denn nur gemeinsam können wir etwas verändern.​ Die Zukunft unserer Branche liegt in unseren Händen. Lassen Sie uns diese gestalten – gemeinsam!

Der Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und promovierte Diplom-Kaufmann Robert Mayr ist seit 2016 CEO der DATEV eG. Mayr ist zudem seit 2012 Vizepräsident der Steuerberaterkammer Nürnberg. Er ist Senator in der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech), Rechnungsprüfer des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI) und im Hauptvorstand des Bitkom e.V. Mayr engagiert sich ehrenamtlich in der Hochschullehre, er hat einen Lehrauftrag an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, wo er neue Technologien im Steuerwesen untersucht. Für dieses Engagement ist ihm im Sommer 2022 der Titel „Honorarprofessor“ verliehen worden.

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