DATEV-Jahrespressekonferenz 2023

Diana Windmeißer, Mitglied des Vorstands, DATEV eG

Rede anlässlich der DATEV-Jahrespressekonferenz 2023

Nürnberg, 7. Juli 2023

(es gilt das gesprochene Wort)

Vielen Dank. Auch von mir einen guten Morgen.

Ich präsentiere Ihnen heute den finalen Jahresabschluss 2022 der DATEV eG. Im März waren die Zahlen noch „vorläufig“, wurden aber am 30. Juni offiziell durch die Vertreterversammlung unserer Genossenschaft festgestellt.

Ergänzend zu den Kennzahlen aus dem abgeschlossenen Geschäftsjahr gehe ich noch auf die wesentlichen Werte des aktuellen ersten Halbjahres 2023 ein.

Ich möchte auch einen Einblick geben, wo wir im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie stehen. Und die entsprechenden umgesetzten Maßnahmen bei DATEV aufzeigen. In diesem Zuge ist wichtig zu erwähnen, welche zunehmende Auswirkung das Thema Nachhaltigkeit auch auf den Berufsstand hat.

Nachhaltigkeit war und ist grundsätzlich für alle Aspekte unseres genossenschaftlichen Handelns wegweisend. Und zwar ökologisch, sozial und ökonomisch. Robert Mayr hat die soziale Komponente bereits in seiner Rede angesprochen.

Blicken wir nun zusammen auf die ökonomische Dimension bei DATEV. Trotz der herausfordernden geopolitischen und wirtschaftlichen Gesamtlage haben wir das vergangene Jahr gut gemeistert. So konnten wir im Sinne unserer Mitglieder die stabile Geschäftsentwicklung weiter fortsetzen - und Umsatzerlöse in Höhe von 1.312,7 Millionen Euro erzielen. Das ist ein Plus von 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Oder in absoluten Zahlen ausgedrückt: 93,2 Millionen Euro.

Dieses Wachstum wurde grundsätzlich von allen unseren Angebotsarten getragen. Insbesondere unsere Produktgruppen Rechnungswesen, Personalwirtschaft und Kanzleimanagement möchte ich hier als Top-Umsatzbringer nennen. Allein Rechnungswesen und Personalwirtschaft haben zusammen mit über 55 Prozent zum Umsatzwachstum beigetragen.

Die Produktgruppe Rechnungswesen ist mit 32,5 Millionen Euro absolut am stärksten gewachsen. 2021 waren es 26,8 Millionen Euro. Das Plus in dieser Produktgruppe resultiert zu rund 86 Prozent aus Cloud-Services und Cloud-Anwendungen.

Hierzu gehören unter anderem die Lösungen Belege online und Unternehmen online. Darüber organisieren Unternehmen in Deutschland ihre kaufmännischen Prozesse und tauschen so jeden Monat rund 64 Millionen Belege mit ihren steuerlichen Beraterinnen und Beratern aus.

Auch unsere ausländischen Vertriebsgesellschaften in Italien, Österreich und Tschechien zeigten im Geschäftsjahr 2022 ein erfreuliches nachhaltiges Umsatzwachstum. Besonders herausgreifen möchte ich die italienische DATEV KOINOS. Sie hat einen Umsatz von 25,1 Millionen Euro erwirtschaftet.

Das Geschäft in Italien profitierte vor allem vom Erfolg unserer Lösungen „Fatture Go“ und „Superbill“ für den italienischen Markt zur elektronischen Rechnungsschreibung. Beide Produkte werden bereits von 50.000 Nutzenden eingesetzt. Seit rund vier Jahren ist die elektronische Rechnung für alle Unternehmen in Italien obligatorisch.

Robert Mayr hat auf die in Deutschland anstehende Pflicht und die möglichen Auswirkungen auf den Berufsstand vor einigen Minuten bereits Bezug genommen.

Betrachten wir den Umsatz aller ausländischen Vertriebsgesellschaften, lag dieser bei insgesamt 30,7 Millionen Euro. 2021 waren es 30,5 Millionen.

Ein Hinweis noch an dieser Stelle: Unsere polnische Vertriebsgesellschaft wurde 2022 in eine Betriebsstätte der DATEV eG überführt. Sie fokussiert sich aktuell auf die Tätigkeiten zur Unterstützung des deutschen Berufsstandes mit Dienstleistungen in Polen. Die Umsätze sind daher auf der Folie nur noch bis 2021 zu sehen. Die Geschäfte der tschechischen Vertriebsgesellschaft wurden ebenfalls in eine Betriebsstätte der DATEV eG überführt. Dies erfolgte jedoch erst zum 1. Januar 2023.

Auch 2022 haben wir wieder im Sinne unserer Mitglieder stark investiert. Als Genossenschaft wollen wir unsere Mitglieder aus Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung und Rechtsberatung bei der Digitalisierung von Prozessen unterstützen. Mit dem Ziel, dass Prozesse insgesamt und mit ihren Mandantinnen und Mandanten künftig noch reibungsloser ablaufen.

Der erhebliche Teil unserer Investitionen floss deshalb in unsere IT-Infrastruktur zur Unterstützung unseres modernen Produktportfolios. Der Wert für 2022 liegt bei insgesamt 97,1 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 127,7 Millionen Euro. Und wir haben vor allem in nachhaltige IT- und Rechenzentrumstechnologien investiert – darauf gehe ich im weiteren Verlauf nochmals gesondert ein.

Auch unser Engagement in die Attraktivität als Arbeitgeberin hat sich gelohnt. Und das sowohl deutschlandweit als auch grenzüberschreitend. So waren zum Stichtag am 31. Dezember 2022 8.569 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei DATEV tätig. Insgesamt konnten wir also einen Nettozuwachs von 218 Mitarbeitenden verzeichnen. Weiterhin freuen wir uns über die Zahl unserer Mitglieder. Ihre Gesamtzahl stieg im Geschäftsjahr 2022 auf 40.318.

Blicken wir auf den Betriebsaufwand: Dieser liegt bei 1.249,2 Millionen Euro. 2021 waren es 1.152,8 Millionen Euro. Grund für die Erhöhung sind unter anderem pandemiebedingte Aufholeffekte und Preissteigerungen auf den Beschaffungsmärkten. Diese vor allem inflationsbedingt. Somit ergibt sich für das Geschäftsjahr 2022 ein Betriebsergebnis in Höhe von 72,3 Millionen Euro.

Zusammenfassend betrachtet, sind wir mit dem Geschäftsverlauf 2022 und der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Genossenschaft zufrieden. Vor allem angesichts der andauernden Unsicherheiten und Herausforderungen im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld. Wir verzeichneten bei allen Produktgruppen und allen Angebotsarten einen Wachstumskurs. Diese stabile wirtschaftliche Basis ist die Grundvoraussetzung, um den Berufsstand weiter zu unterstützen – und unser Produktportfolio entsprechend zu entwickeln.

An dieser positiven Geschäftsentwicklung partizipieren natürlich auch unsere Mitglieder. Sie erhalten eine genossenschaftliche Rückvergütung von fünf Prozent des rückvergütungsfähigen Umsatzes. Das entspricht insgesamt 51,8 Millionen Euro netto. Im Vorjahr waren es 48,9 Millionen Euro.

Lassen Sie uns nun auf die aktuellen Zahlen für das erste Halbjahr 2023 blicken.

Dank eines soliden Starts ins Jahr 2023 konnten wir bis zum 30. Juni 2023, also dem Ende der ersten Hälfte unseres Geschäftsjahres, einen Umsatz von 703,1 Millionen Euro erzielen. Die Zahl der Mitarbeitenden ist seit dem Dezember 2022 um 106 Netto-Beschäftigte auf 8.675 gestiegen.

Wesentliche Wachstumstreiber des ersten Halbjahres waren erneut die Produktgruppen Rechnungswesen und Personalwirtschaft.

Ein erhebliches Wachstum sehen wir insbesondere auch bei unserer Lösung DATEV Unternehmen online und den abgerechneten Arbeitnehmenden. Über DATEV Unternehmen online organisieren bereits mehr als 491.000 Unternehmen in Deutschland ihre kaufmännischen Prozesse. Das ist ein Plus von etwa 20 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Zudem sind 86,4 Millionen Lohn- und Gehaltsabrechnungen von Januar bis Juni 2023 über DATEV-Anwendungen erstellt und abgerechnet worden. Das entspricht 2,5 Millionen mehr Abrechnungen.

Auch unseren Kundenkreis konnten wir deutlich erweitern. So stieg die Zahl der Kundinnen und Kunden seit Jahresanfang um gut 45.000 auf über 585.000. In dieser Entwicklung sehen wir weiterhin eine Bestätigung unserer konsequenten Strategie aus den vergangenen Jahren.

Bitte haben Sie an dieser Stelle Verständnis, dass ich auch in diesem Sommer keine Prognose für den weiteren Geschäftsverlauf 2023 abgebe. Zwar hat sich die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage trotz der fortdauernden internationalen Krisen etwas entspannt, doch ist auch die weitere konjunkturelle Entwicklung mit Unsicherheiten belastet. Nicht zuletzt hat der ifo-Geschäftsklimaindex im Juni einen Dämpfer vermeldet. Gleichzeitig geht die Bundesregierung in ihrem Jahreswirtschaftsbericht 2023 für das laufende Jahr von einem nur geringfügigen Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent aus.

Spannen wir nun den Bogen von der ökonomischen hin zur ökologischen Nachhaltigkeit. Wie steht es also aktuell um unsere Nachhaltigkeitsstrategie und die damit verbundenen Maßnahmen?

Wie Sie wissen, ist es unser übergeordnetes Ziel, unseren CO2-Fußabdruck so weit wie möglich zu reduzieren. Und zwar, indem wir Emissionen konsequent verringern oder vermeiden. Daher haben wir auch erstmalig unseren Gesamt-CO2-Fußabdruck für 2021 und 2022 ermittelt. Das ermöglicht uns, unsere größten Emittenten sehr genau zu beziffern – und entsprechende Maßnahmen auf den Weg zu bringen.

Ich blicke dabei primär auf unser Druck- und Versandzentrum (DPSC) und unsere Rechenzentren. Konkret prüfen wir den Einsatz von CO2-freundlichen Papiersorten und alternativen Befeuchtungsmöglichkeiten. In unseren Rechenzentren investieren wir auch weiterhin in effiziente, ressourcenschonende und moderne Technik. Dazu gehört zum Beispiel ein regelmäßiger Generationswechsel bei Servern und Speichersystemen. Neue Geräte sind leistungsfähiger und weisen eine höhere Energieeffizienz auf. Die ausgetauschte Technik wird natürlich nicht entsorgt, sondern weiterverwertet.

Auch die Kühlung des Druck- und Versandzentrums und unserer Rechenzentren haben wir im Fokus. Wir achten darauf, dass unsere Kühlanlagen mit klimafreundlichen Kältemitteln befüllt werden. Wo möglich, setzen wir zudem auf freie Kühlung. Heißt: bei niedrigen Außentemperaturen, meist Herbst bis Frühjahr, erfolgt die Kälteerzeugung ohne den Einsatz von elektrisch betriebenen Kältemaschinen.

Aber wir wollen noch weiter voran gehen. Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Thema Green Coding – also der nachhaltigen Programmierung. Dabei gehen wir der Frage nach, wie sich Software künftig so ressourcenschonend programmieren lässt, dass sie möglichst wenig Prozessorleistung braucht. Und damit wiederum weniger Hardware und Strom. Derzeit arbeiten wir an entsprechenden Standards, die zukünftig wiederum Eingang in unsere Programmiertätigkeiten finden sollen.

All diese Beispiele zeigen aber nur einen kleinen Ausschnitt unserer Bestrebungen. Weitere Informationen finden Sie auch in unserem Nachhaltigkeitsbericht. Sie können diesen zusammen mit unserem Geschäftsbericht 2022 ab heute einsehen.

Darüber hinaus zahlen die gerade genannten Maßnahmen auf die Nachhaltigkeitsprojekte unserer Mitglieder ein. Um dies konkret messbar zu machen, haben wir den Indikator “CO2 pro Euro Umsatz” eingeführt. So können wir unseren Mitgliedern sowie Kundinnen und Kunden ab sofort ihren jeweiligen DATEV-eigenen CO2-Fußabdruck mitteilen. Dieser liegt bei etwa 25 Gramm CO2 pro einem Umsatzeuro.

Für unsere Lösung DATEV Arbeitnehmer Online haben wir zudem einen ersten produktbasierten CO2-Fußabdruck ermittelt. Demnach verursacht eine konventionell gedruckte Lohn- und Gehaltsabrechnung 28,79 Gramm CO2-Äquivalente. Eine digitale Abrechnung über DATEV Arbeitnehmer Online dagegen nur 3,77 Gramm. Die digitale Variante ist damit sieben bis acht Mal weniger klimawirksam.

Indem wir also berufsständische Prozesse digitalisieren und stoffliche Prozesse vermeiden, helfen wir, Kanzleien und Unternehmen bei ihrer Nachhaltigkeit voranzubringen. Der Schritt in die DATEV-Cloud ist ein zusätzlicher Faktor, der sich positiv auf das Thema Nachhaltigkeit in den Kanzleien auswirkt. Und das dadurch, dass dezentrale Hardware und Serverleistung in unser nachhaltiges und effizientes Rechenzentrum verlagert wird.

Demnach bedeutet Digitalisierung durch Demateriali­sierung am Ende auch Dekarbonisierung für unsere Mitglieder, Kundinnen und Kunden.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht nur für die Kanzleien selbst immer wichtiger wird. Sondern auch für die Beratungstätigkeit und die Geschäftsfelder des Berufsstandes.

So fordert die EU unter anderem über den Green Deal Act verstärkte Anstrengungen von Unternehmen zur Klimaneutralität beizutragen. Gleichzeitig legt die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) eine verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung fest. Diese ist gestaffelt bis 2027. Und beinhaltet die Ausweitung der Offenlegung von nichtfinanziellen Informationen. Stand heute werden von dieser Berichtspflicht in Deutschland 15.000 Unternehmen betroffen sein.

Es ist zusätzlich davon auszugehen, dass diese Unternehmen ihre Berichtspflichten innerhalb ihrer Lieferkette auch an kleinere Unternehmen weitergeben. Und damit auch an Mandantinnen und Mandanten des Berufstandes. Daher begleiten wir den Berufsstand unter anderem mit Seminarangeboten und Innovationsprojekten. Wir informieren über aktuelle gesetzliche Anforderungen im Kontext des EU Green Deals, der CSRD sowie über bestehende Standards zur nichtfinanziellen Berichterstattung. Außerdem setzen wir uns für Rahmenbedingungen auf gesetzlicher Ebene ein.

Auch künftig werden uns immer wieder neue gesetzliche Rahmenbedingungen fordern. Doch gerade in bewegten Zeiten wie diesen zeigt sich, wie robust und tragfähig die Rechtsform der Genossenschaft ist – und welche Relevanz unsere Arbeit für den steuerberatenden Berufsstand hat.

Die Krisen der vergangenen Jahre haben einmal mehr verdeutlicht, wie wichtig es ist, in allen drei Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales gut aufgestellt zu sein. Und vor allem, wie wichtig die Genossenschaft ist, um gemeinschaftlich Herausforderungen zu meistern.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Die Rede zum Download

Erschienen:
07.07.2023
Dateiname:
Rede Diana Windmeißer
Dateigröße:
912 KB
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