DATEV-Jahrespressekonferenz 2023

Prof. Dr. Robert Mayr, Vorsitzender des Vorstands, DATEV eG

Rede anlässlich der DATEV-Jahrespressekonferenz 2023

Nürnberg, 7. Juli 2023

(es gilt das gesprochene Wort)

Guten Morgen, ich begrüße Sie recht herzlich zur DATEV-Jahrespressekonferenz 2023.

In den folgenden Minuten werde ich Ihnen – neben der Information zu unserer wirtschaftlichen Entwicklung – Einblicke in die aktuellen Themen geben, die uns, unsere Mitglieder und die mittelständische Wirtschaft beschäftigen. Damit einher gehen einige Herausforderungen, die das vergangene Jahr bekannterweise für uns parat hielt: 2022 hat die Wirtschaft, aber auch die Gesellschaft auf unterschiedlichsten Ebenen gefordert. Die weitere konjunkturelle Entwicklung ist von unterschiedlichen Kräften geprägt und mit Unsicherheiten belastet – beispielhaft seien hier der Krieg in der Ukraine, die Inflation, die Energiekrise oder gestörte Lieferketten erwähnt. Und weitere Faktoren – wie der bereits deutlich ausgeprägte und in Zukunft weiter anwachsende Mangel an Fachkräften – verstärken die Problematik.

Ein entscheidender Faktor bei der Bewältigung der unterschiedlichen Herausforderungen bleibt nicht zuletzt die digitale Transformation – denn es ist gerade die Digitalisierung, die in Zeiten von zunehmenden Wettbewerbs- und Technologiedynamiken Lösungen bereitstellen kann. Und es ist und bleibt unser genossenschaftliches Ziel, unseren Mitgliedern mit zukunftsfähigen Produkten für die geschäftlichen Abläufe und die digitale Zusammenarbeit mit ihren Mandanten als verlässlicher Partner zur Seite zu stehen.

Gemeinsam mit unseren über 40.000 Mitgliedern sind wir eine wirtschaftlich starke Genossenschaft – und Sie sehen gleich an unseren Zahlen, dass wir 2022 die Herausforderungen gut gemeistert haben

Wir konnten 2022 einen Umsatz in Höhe von 1,31 Milliarden Euro erzielen – das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus in Höhe von 7,6 Prozent oder 93,2 Millionen Euro. Damit führt unsere Genossenschaft den Kurs des stetigen und nachhaltigen Wachstums aus den vergangenen Jahren fort.

Diese Entwicklung ist kein Zufall – sondern sie fußt auf mehreren Erfolgsfaktoren, auf die ich nach und nach zu sprechen kommen werde. Ein ganz zentraler Punkt ist natürlich unsere Wirtschaftsform als Genossenschaft – ein beispielhaftes Erfolgsmodell, dessen Krisenfestigkeit sich gerade in diesen Zeiten gezeigt hat. Unser übergeordnetes Ziel ist dabei stets, den wirtschaftlichen Erfolg unserer Mitglieder nachhaltig zu fördern.

Das Vorantreiben der Digitalisierung ist für uns dabei kein Selbstzweck, sondern ein wichtiger Hebel, um die Herausforderungen für den Berufsstand zu meistern. Denn wir wissen, dass digitale Prozesse ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der heutigen Wirtschaftswelt sind. Wie Sie gleich im weiteren Verlauf meines Vortrags sehen werden, kann Digitalisierung an so vielen Stellen positiv wirken.

Elektronische Datenverarbeitung war schließlich auch bereits der Kerngedanke unseres DATEV-Gründervaters und meines Vor-Vorgängers Dr. Heinz Sebiger, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Er sah in ihr damals schon das bedeutende Werkzeug, um Kernprozesse und Arbeitsschritte effizienter gestalten zu können. Und die Gedanken sind gerade im Hinblick auf den bereits angesprochenen Fachkräftemangel aktueller denn je.

Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung meldete für 2022 fast zwei Millionen offene Stellen in Deutschland – das sind so viele wie noch nie. Und laut dem Institut der deutschen Wirtschaft werden 2030 sogar fünf Millionen Arbeitskräfte fehlen. Die Babyboomer-Generation geht nach und nach in Rente, geburtenschwache Jahrgänge folgen. Der Arbeitsmarkt wird daher längerfristig angespannt bleiben und die Anzahl der jährlich offenen Stellen steigen.

Der Arbeitsmarkt hat sich zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt – und damit müssen wir uns auseinandersetzen. Der Wettbewerbsdruck um die besten Talente ist hoch und er wird sich auf lange Sicht verschärfen. Daher müssen wir uns alle die Frage stellen, wie man in Zeiten des Fachkräftemangels qualifizierte Mitarbeitende gewinnen kann oder bestehende Mitarbeitende qualifiziert und gut für die Zukunft ausbildet und vorbereitet. Das ist gleichermaßen ein Thema für den steuerberatenden Berufsstand wie auch für uns als DATEV.

Deswegen unterstützen wir unsere Mitglieder auch dabei, Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. Neben diversen Angeboten in Form von umfassenden Seminaren, Workshops, Beratungen oder Unterlagen dürfen Hochschulen, Berufsschulen und Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft im Rahmen der DATEV-Bildungspartnerschaft unsere Software zu Unterrichtszwecken nutzen. Mit Lehrmitteln und Dozentenqualifizierung unterstützen wir bei der praxisnahen Unterrichtsgestaltung. Mit der DATEV-Software vertraute Absolventinnen und Absolventen können dann ohne ressourcenfressende Einarbeitungszeit sofort eingesetzt werden – denn unsere Mitglieder benötigen gut ausgebildeten Nachwuchs.

Und ganz grundsätzlich gilt: Digitalisierung ist in Bezug auf den Fachkräftemangel ein wichtiger Hebel. Denn digitales Arbeiten und die dadurch gesteigerte Effizienz tragen dazu bei, Kapazitätsengpässen wirkungsvoller begegnen zu können. Die digitale Technik bietet die Möglichkeit, Prozesse zu verschlanken oder häufig wiederkehrende Arbeiten ganz zu automatisieren. So können sich Fachkräfte beispielsweise dann auf andere Aufgaben konzentrieren.

Ein wesentlicher Baustein zur Entlastung ist, so viel dürfte deutlich geworden sein, der Einsatz neuer Technologien. In dem Zusammenhang ist derzeit vor allem künstliche Intelligenz in aller Munde. Insbesondere um ChatGPT gibt es momentan einen regelrechten Hype in der Berichterstattung. Kein Wunder – der Chatbot ist für jedermann einfach zu handhaben, generiert Texte sogar mit einer persönlichen Note und erweckt zuweilen den Eindruck einer menschenähnlichen kreativen Leistung.

Dennoch gibt es derzeit auch noch viele offene Fragen. Es gilt vor allem zu klären, was genau mit den eingegebenen Daten passiert. Und solange noch Unklarheit über Datenschutz und Datensicherheit herrscht, müssen wir – und das betone ich an der Stelle bewusst – sehr sorgfältig sein. Denn gerade für uns als IT-Dienstleister ist die Sicherheit von Daten ein äußerst hohes Gut, der Wissensschutz sowie der Persönlichkeitsschutz von elementarer Bedeutung. Es muss zudem nachvollziehbar sein, welche Daten eine KI generiert – und dies bedarf einer sorgfältigen Prüfung im Vorfeld! Und wenn die KI Ergebnisse produziert, sollten die Quellen und Fakten, die als Belege dienen können, transparent sein.

Es steht auf jeden Fall fest, dass die Arbeit, die von Menschen erledigt werden muss, sich wandeln wird – aber sie wird auf absehbare Zeit nicht weniger werden. Der Einsatz von KI in Kanzleien kann den Menschen bei den Tätigkeiten, die Steuerberatende für ihre Mandanten erbringen, entlasten. Und das ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund des bereits angesprochenen Fachkräftemangels ein wichtiger Aspekt. Doch nach wie vor ist es letzten Endes der Steuerberatende, der weiter den entscheidenden Wertbeitrag liefert und in der Verantwortung gegenüber dem Mandanten steht. Nicht zuletzt sind der persönliche Kontakt und das Vertrauen von großer Bedeutung für den Mandanten. Die KI kann lediglich als unterstützendes und helfendes Tool auf dem Weg zu einer effizienteren Arbeit gesehen werden.

Natürlich beschäftigen wir uns ebenfalls mit der Frage, wie KI in den Arbeitsalltag bei DATEV eingebunden werden kann, und darüber hinaus auch mit den möglichen Einsatzszenarien, die Mehrwert für unsere Mitglieder versprechen. Auf einer eigens eingerichteten Landingpage halten wir den Berufsstand über unsere aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich auf dem Laufenden.

Und KI steckt bereits heute in einigen unserer Anwendungen. So ist der Automatisierungsservice Rechnungen, der beim Buchen von Rechnungen unterstützt, erfolgreich im Einsatz. Die Anwendung wird derzeit bei über 3.300 Kanzleien genutzt und entwickelt sich dadurch kontinuierlich weiter. Ein wesentlicher Baustein dabei sind die in unserer Lösung DATEV Unternehmen online hochgeladenen Belege. Kanzleien und deren Mandanten arbeiten auf diese Weise höchst effizient und durchgehend digital zusammen. Und auch bei der Liquiditätsbetrachtung eines Mandantenunternehmens kann KI bereits heute bei der Erstellung von wichtigen Entscheidungsgrundlagen unterstützen. Im Liquiditätsmonitor online prognostiziert sie aufsetzend auf der Analyse der tagaktuellen Bankdaten automatisiert die voraussichtliche Entwicklung der Liquidität in den kommenden Wochen.

Darüber hinaus haben unsere Mitglieder mit der Cloud-Anwendung DATEV Personal-Benchmark online die Möglichkeit, in Echtzeit einen prognostizierten Marktwert für einen (potenziellen) Mitarbeitenden in Form eines Jahresgesamtbruttolohns zu ermitteln.

Wie gerade gehört, sind die Potenziale von KI offensichtlich. Wenn es uns gelingt, alle Zweifel und Bedenken aus dem Weg zu räumen und Datensicherheit zu gewährleisten, kann und wird sie in Zukunft die digitale Transformation beschleunigen. Und – um den Bogen zurück zu den eingangs angesprochenen Vorteilen der Digitalisierung zu spannen – digitale Prozesse erhöhen schlichtweg die Attraktivität der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Die meisten Mitarbeitenden schätzen abwechslungsreiche Tätigkeiten jenseits von Routineaufgaben. Im Umfeld der Steuerberatungskanzleien sind wir davon überzeugt, dass digitale Vorreiter im Wettbewerb um Fachkräfte erfolgreich sein werden. Und wer einmal in effizienten, digitalen Strukturen gearbeitet hat, geht nicht freiwillig zurück – das können wir aus unserer Erfahrung heraus sagen. Umso wichtiger ist unser Beitrag, junge Menschen für die Steuerberatung zu begeistern und unsere Mitglieder dabei zu unterstützen, sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren.

Dafür gehen wir selbst mit gutem Beispiel voran – denn nicht zuletzt dank digitaler Prozesse haben wir das Thema neue Arbeitswelten umfänglich angepackt. Schließlich ermöglicht Digitalisierung mobiles Arbeiten – und Flexibilität spielt bei der Arbeitszeit, aber auch beim Arbeitsort eine große Rolle. Und seit der Pandemie wissen wir: Produktive Arbeit ist nicht auf die Räumlichkeiten innerhalb der Standortgrenzen beschränkt. Wir sehen auch: Jede Tätigkeit und jeder Mensch stellt seine situativ individuellen Anforderungen an den Arbeitsort. Deswegen ist eine einheitliche Lösung für alle nicht zielführend. So haben wir ein den verschiedenen Bedürfnissen entsprechendes Arbeitsplatzangebot für unsere Mitarbeitenden aufgebaut. Neben dem Homeoffice – in das weiterhin jeder Mitarbeitende kann, sofern die Tätigkeit es erlaubt – sollen unsere Standorte als Identifikationsorte und Träger der Unternehmenskultur neben dem klassischen Arbeitsort noch viel stärker zu Orten der Begegnung, der Kreativität und der Kommunikation werden. Dementsprechend wurden und werden sie weiter umgestaltet.

Daneben bieten wir unseren Mitarbeitenden auch weiterhin die Nutzung von Coworking-Spaces an: Neben vier Örtlichkeiten in der Metropolregion Nürnberg testen wir aktuell auch mit dem IT-Hub in Berlin zusätzliche, flexible Arbeitsorte. Außerdem stehen unseren Mitarbeitenden die mehr als 20 Niederlassungen bundesweit offen.

Und seit dem 1. März 2023 läuft darüber hinaus bei DATEV eine zwölfmonatige Pilotphase, in der unsere Mitarbeitenden für maximal zehn Arbeitstage pro Kalenderjahr in 22 EU-Mitgliedsstaaten ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen können.

Leistungsstarke und zufriedene Mitarbeitende sind ein bedeutender Erfolgsfaktor. Und wir sind der festen Überzeugung, dass eine ökonomische Nachhaltigkeit nur möglich ist, wenn wir unsere Verantwortung gegenüber Menschen und Umwelt ernst nehmen. Deshalb lassen Sie uns kurz bei der sozialen Nachhaltigkeit bleiben – ehe meine Kollegin Diana Windmeißer im Anschluss mit den Details zu den Zahlen näher auf die ökonomische und die ökologische Nachhaltigkeit eingehen wird.

Ein wesentlicher Bestandteil unseres nachhaltigen, sozialen Handelns ist, dass wir den Bedürfnissen der Gesellschaft, aber auch denen des einzelnen Menschen gerecht werden wollen. Jede Person soll die gleichen Chancen haben.

So sind beispielsweise weit mehr Menschen von Barrieren betroffen, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Aus diesem Grund haben wir im Herbst 2022 eine weitreichende Inklusionsvereinbarung verabschiedet – mit dem Ziel, ein gemeinsames Verständnis von Inklusion zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang sollen notwendige Veränderungen in Prozessen und Strukturen ausgemacht sowie konkrete Handlungsfelder, Ziele und Maßnahmen abgeleitet und verbindlich umgesetzt werden. Denn jeder Mensch soll, egal, ob mit oder ohne Beeinträchtigung, uneingeschränkt am Arbeitsleben teilhaben können.

Als weitere Maßnahme der sozialen Nachhaltigkeit stärken wir Frauen und Vielfalt in Führung und setzen dies interdisziplinär im Haus um. Dazu zählen zum Beispiel die stärkere Auseinandersetzung mit unbewussten Vorurteilen, das Ausschreiben von Führungsstellen in Teilzeit oder die Aufnahme von Zielgrößen in die Unternehmensziele.

Und Vielfalt hilft uns als Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich zu sein – denn, die Mischung macht’s. Deswegen darf es auch keine Denkblockaden hinsichtlich Herkunft oder ähnlichem geben. Durch unsere Aktivitäten im Rahmen von „Internationals@DATEV“ wurden Rahmenbedingungen geschaffen, um internationales Rekrutieren zu ermöglichen und Menschen bestmöglich zu integrieren.

Sie merken: Der Werkzeugkasten, um DATEV als vielfältiges und inklusives Unternehmen fit für die Zukunft zu machen, ist gut gefüllt – auch wenn trotzdem noch viel zu tun bleibt. Aber wir arbeiten aktiv gegen Diskriminierung und stärken mit unserem Engagement die soziale Gerechtigkeit.

Lassen Sie uns an der Stelle, meine Damen und Herren, wieder den Faden der Digitalisierung aufnehmen. Denn gerade im Zuge der Corona-Krise haben viele Unternehmen Prozesse digitalisiert und cloud-basierte Lösungen eingeführt. Dadurch können Kernprozesse in den Kanzleien und die Zusammenarbeit zwischen Kanzleien und Mandanten effizienter gestaltet werden. Deswegen fokussieren auch wir uns bei der weiteren Entwicklung unserer Produkte darauf. Die Transformation unseres Produktportfolios in die Cloud bringt neue Möglichkeiten, etwa die orts- und zeitunabhängige Nutzung der Produkte und neue Funktionen, die die tägliche Arbeit erleichtern. Durch die sukzessive und sequenzielle Weiterentwicklung unseres DATEV-Portfolios unterstützen wir unsere Anwenderinnen und Anwender bei den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen. Die bestehenden On-Premises-Produkte werden gezielt weiterentwickelt, die technologische Lauffähigkeit und gesetzliche Aktualität sind stets gewährleistet.

Mit unserer Cloud-Lösung DATEV Fördermittel-Check ist es beispielsweise für unsere Mitglieder möglich, mit wenigen Klicks aus tausenden Fördermitteln das Passende für ihre Mandanten zu finden. Alle Fördermittel sind stets auf dem aktuellen Stand und werden täglich aktualisiert. Mit der Möglichkeit, Favoriten anzulegen und Push-Mitteilungen zu bald ablaufenden Fördermitteln auch auf dem Smartphone oder Tablet zu erhalten, wird deutlich, wie Cloud-Lösungen zu einer Steigerung der Effizienz im Austausch zwischen Mitglied und Mandant beitragen können.

Daneben schuf die Bundessteuerberaterkammer (BStBK) mit der Errichtung des besonderen elektronischen Steuerberaterpostfachs (beSt) als erstem Anwendungsfall der Steuerberaterplattform die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen für eine eindeutige, anerkannte und damit vertrauenswürdige digitale Adresse für alle Steuerberatenden. Das beSt ging als erste Stufe der Steuerberaterplattform am 1. Januar 2023 in Betrieb, es ist ein weiterer wichtiger Grundstein für den Ausbau der Digitalisierung des steuerberatenden Berufsstands. Hierbei bieten wir neben unserer Rolle als Dienstleister der BStBK auch eine Integration in die DATEV-Software. Damit sind wir sowohl Dienstleister für den Berufstand als auch verlässlicher Partner für Kanzlei-Software und stellen die Grundlage für eine sichere digitale Kommunikation bereit. Bis zum 01.06.2023 wurden gemäß BStBK rund 45.000 Erstregistrierungen an der Steuerberaterplattform vorgenommen. Von insgesamt 115.670 beSt-Postfächern wurden bis zum 01.06.2023 45 Prozent aktiviert. Doch wir sind hier noch nicht am Ziel angekommen – denn die Vision ist die Schaffung einer Steuerberaterplattform, auf der sich der Steuerberatende in unterschiedlichen Anwendungskontexten (Ökosystem) möglichst einfach und effizient bewegt, um damit seine Rolle als Kompetenzträger nach außen synchron und unmittelbar sichtbar auszuüben.

Für einen weiteren Schub bei der Digitalisierung von wirtschaftlichen Prozessen wird die Einführung der verpflichtenden Business to Business (B2B) E-Rechnung in Deutschland und auf europäischer Ebene sorgen, die auf nationaler Ebene vom BMF aktuell zum 01. Januar 2025 geplant ist. Diese Veränderung ist nicht nur eine politische Herausforderung, sie birgt auch großes Effizienzpotenzial. Das Thema beschäftigt deshalb den Mittelstand und seine Beraterinnen und Berater sowie die Behörden. Aus unserer Sicht spielt vor allem die technische sowie rechtliche Standardisierung des Formats für E-Rechnungen eine zentrale Rolle. Wir empfehlen dringend das ZUGFeRD-Format, weil es auch für Unternehmen nutzbar ist, die keine Tools zum Auslesen der Rechnungsdaten einsetzen, was besonders in Übergangs- und Einführungsphasen die Akzeptanz der verpflichtenden E-Rechnung steigern kann.

Seit vielen Jahren weisen wir – auch anlässlich der Jahrespressekonferenz – darauf hin, dass eine solche Standardisierung vor allem für den deutschen Mittelstand und damit auch den Berufsstand notwendig ist, damit sich der mit der E-Rechnung einhergehende Digitalisierungs-Boost voll entfalten kann – und wir in Betrieben und Kanzleien nicht stattdessen mit zusätzlicher Komplexität zu kämpfen haben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, auf bestehende Lösungen aufzubauen, um bislang getätigte Investitionen und die bisher gewonnenen Erfahrungen zu nutzen.

Unsere rechnungsschreibenden Programme sind bereits heute darauf ausgerichtet, elektronische Rechnungen einfach zu erzeugen und zu versenden. Die Lösung DATEV SmartTransfer unterstützt darüber hinaus den digitalen Austausch von Rechnungen und anderen Geschäftsdokumenten in unterschiedlichen Formaten. Auf dieser Grundlage werden wir unsere Mitglieder und deren mittelständische Mandanten auch bei den zukünftigen rechtlichen Anpassungen beim Thema E-Rechnung unterstützen.

Denn wir merken, dass der steuerberatende Berufsstand im Zusammenspiel mit den Mandanten gerade bei kaufmännischen Prozessen als Digitalisierungsberatender gefragt ist – nicht zuletzt, wenn Finanzbuchhaltung und Lohn über ein Auftragsmandat beim Steuerberatenden liegen. Diese Beratungsleistungen werden im Zuge der Einführung der verpflichtenden B2B E-Rechnung daher weiter zunehmen. Umso wichtiger ist die Unterstützung von DATEV für unsere Mitglieder, damit diese durch effizientere kaufmännische Prozesse entlastet werden.

Denn gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sind noch besser ineinandergreifende Prozesse, umfangreiche Kollaborationsszenarien und zunehmende Automatisierung für die Optimierung von Kanzleiprozessen wichtiger denn je. Und ja, es gibt derzeit an vielen Stellen zum Teil große Herausforderungen, sowohl für die Wirtschaft insgesamt als auch für den Berufsstand – dies wurde in den vergangenen Minuten, denke ich, meine Damen und Herren, sehr deutlich.

Aber genauso klar wurde, dass es die Digitalisierung ist, die an vielen Stellen positiv entgegenwirkt und in Zukunft noch stärker wirken kann. In ihr liegt eine riesige Chance und sie ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um in einer Welt, in der sich mehrere Krisen überlagern, sicher in die Zukunft zu navigieren. Sie schafft die Grundlage, um flexibler und schneller auf veränderte Anforderungen reagieren zu können und sie sorgt für mehr Resilienz in unsicheren Zeiten.

Deswegen gilt es daran anzuknüpfen und den Weg der digitalen Transformation weiter zu beschreiten. Denn wir sind von diesem Weg überzeugt. Und wir werden auch in Zukunft unserer Aufgabe, den Berufsstand bei dessen Herausforderungen als verlässlicher Partner zu unterstützen, weiterhin mit vollem Engagement nachkommen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Die Rede zum Download

Erschienen:
07.07.2023
Dateiname:
Rede Prof. Dr. Robert Mayr
Dateigröße:
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