DATEV-Jahrespressekonferenz 2022

Diana Windmeißer, Mitglied des Vorstands, DATEV eG

Rede anlässlich der DATEV-Jahrespressekonferenz 2022

Nürnberg, 8. Juli 2022

(es gilt das gesprochene Wort)

Vielen Dank – auch von mir ein herzliches Willkommen!

Dr. Mayr hat es bereits gesagt, der Krieg in der Ukraine hat die Unsicherheit in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft noch einmal verschärft. Das bleibt auch für uns als großer IT-Dienstleister nicht ohne Folgen. Dazu später mehr. Erst einmal präsentiere ich Ihnen heute Kennzahlen aus dem Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2021. Dieser wurde Ende Juni von der Vertreterversammlung festgestellt. Bei der Vorabinformation im März waren unsere Abschlusszahlen noch vorläufig.

Diejenigen unter Ihnen, die uns schon länger begleiten, wissen, dass wir Wert auf nachhaltiges Wachstum legen. Als Genossenschaft steht bei uns nicht die schnelle hohe Rendite im Mittelpunkt, sondern der Wert, den wir für unsere Mitglieder, Kundinnen und Kunden schaffen können. Unsere geschäftliche Entwicklung im vergangenen Jahr zeigt, dass uns das weiterhin gut gelingt, selbst in sehr herausfordernden Jahren.

Der Umsatz der DATEV stieg im Geschäftsjahr 2021 auf 1,22 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 63,2 Millionen Euro beziehungsweise ein Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr von 5,5 Prozent. Damit hat sich unser Wachstum deutlich von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abgehoben, denn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg 2021 lediglich um 2,7 Prozent. Wir sind in beiden Coronajahren stetig gewachsen, 2020 um 5,1 Prozent. Deshalb war 2021 kein Aufholeffekt notwendig – anders als im Gesamtmarkt für Informationstechnik in Deutschland. Der ITK-Markt war in 2020 um 0,7 Prozent eingebrochen und wuchs dann 2021 um 6,3 Prozent.

Der Erfolg unserer Lösungen am Markt zeigt sich auch bei der Anzahl unserer Kundinnen und Kunden. Diese stieg zum Jahresende 2021 insgesamt um 65.800 auf 471.300 (2020: +55.000). Nur fünf Monate später, im Mai 2022, konnten wir schon die Marke von 500.000 Kundinnen und Kunden überspringen. Diese Zahl macht nicht nur die hohe Leistungsfähigkeit der DATEV deutlich, sondern auch die des Berufsstandes. Denn 99 Prozent der Kundinnen und Kunden sind unsere Mitglieder und deren meist mittelständische Mandanten.

Entsprechend stieg der Umsatz bei den DATEV-Lösungen für Unternehmen um knapp neun Prozent. Insbesondere Cloud-Lösungen wie etwa Unternehmen online (+ 28,9 Prozent), Auftragswesen online (+ 33,6 Prozent), Belege online (+ 11,6 Prozent) und Arbeitnehmer online (+ 47,3 Prozent) wurden vermehrt genutzt. Insgesamt haben unsere Cloud-bezogenen Dienstleistungen und Lösungen über alle Produktgruppen hinweg einen Anteil von 49 Prozent am Wachstum.

Der Anstieg des Gesamtumsatzes resultiert überwiegend aus der intensiveren Nutzung unserer Produkte. Beispielsweise waren Ende 2021 knapp 2,3 Milliarden Belege von mehr als 808.000 Unternehmen in der DATEV-Cloud gespeichert. Inzwischen sind daraus 918.000 Unternehmen geworden bei über 2,65 Milliarden Belegen. Die positive Entwicklung der Konjunktur in Deutschland trug 2021 mit etwa 33 Prozent ebenfalls zum Umsatzwachstum bei. Besonders deutlich wird das bei den mit DATEV-Lösungen erstellten Lohn- und Gehaltsabrechnungen. Deren Zahl übersprang im Dezember 2021 erstmals die Marke von 14 Millionen Abrechnungen im Monat. Im Gesamtjahr waren es 160,3 Millionen und damit 3,3 Millionen mehr Abrechnungen als im Vorjahr. Für das laufende Jahr kann ich sagen: Dieser positive Trend setzt sich fort. Trotz Ukraine-Krieg und Problemen in der Weltwirtschaft steigt die Zahl der Erwerbstätigen, für die dann Lohn- und Gehaltsabrechnungen nötig werden.

Ebenfalls erfreulich entwickelte sich unser Auslandsgeschäft in den Vertriebsgesellschaften in Italien, Österreich und Tschechien. Deren Gesamtumsatz stieg erstmals auf über 30 Millionen Euro. DATEV KOINOS mit Sitz in Mailand konnte den Umsatz um 14 Prozent auf 24,2 Millionen Euro steigern. Erfolgsfaktor war hier unsere Lösung „Fatture Go”, die die elektronische Rechnungsschreibung ermöglicht.

In Italien ist seit 2019 die E-Rechnung verpflichtend – nicht nur im B2B-, sondern auch im B2C-Geschäft, also mit Privatkunden. Die Lösungen von DATEV KOINOS waren bei der Umstellung für die Unternehmen sehr hilfreich.

Auch Österreich hat beim Umsatz um rund 20 Prozent zugelegt. Dieser Erfolg ist ebenfalls auf die Nachfrage nach digitalen Lösungen wie Unternehmen online zurückzuführen. Aber zurück ins Inland:

Das Betriebsergebnis unserer Genossenschaft stieg in 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 5,9 Millionen Euro auf 77,5 Millionen Euro. Die erfolgreiche Entwicklung der DATEV wirkt sich natürlich auch auf die Rückvergütung für unsere Mitglieder aus. An sie werden insgesamt 48,9 Millionen Euro netto ausbezahlt – im Jahr 2020 waren es 47,1 Millionen Euro. Das sind wie in den Vorjahren 5,0 Prozent des rückvergütungsfähigen Umsatzes.

Und nun werfen wir ganz aktuell einen Blick auf das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2022:

Zum 30. Juni betrug die Zahl unserer Mitarbeitenden 8.400 (31.12.2021: 8.351; 30.06.2021: 8202). Das ist ein Plus von 2,4 Prozent gegenüber Juni 2021. DATEV ist im stark umkämpften Markt der IT-Fachkräfte weiterhin ein sehr attraktiver Arbeitgeber und das nicht nur hier in Franken.

Auch die Nachfrage nach unseren Lösungen und Dienstleistungen ist sehr erfreulich. Im ersten Halbjahr 2022 beträgt unser Umsatz 639,6 Millionen Euro. Dabei profitierte DATEV auch von Sonder- und Nachholeffekten. So erreichte die Zahl der Lohn- und Gehaltsabrechnungen über unsere Lösungen im Juni 2022 mit 14,4 Millionen erneut einen Höchstwert – über den konjunkturellen Einfluss auf diese Entwicklung sprach ich ja bereits. Zudem verzeichneten wir ein besonders hohes Druckaufkommen in unserem Digital & Print Solution Center. Die DATEV ist also gut in das Jahr 2022 gestartet. Wir werden allerdings auch in diesem Jahr keine Prognose für das Gesamtjahr abgeben. Die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine und deren wirtschaftlichen Folgen sowie die weiterhin vorhandenen Lieferkettenprobleme lassen das schlicht nicht zu.

Als großer IT-Dienstleister beobachten wir natürlich unseren Energiebedarf, insbesondere den an Strom, sehr genau. Wir sind froh, hier auf langjährige leistungsstarke Partner setzen zu können. Zudem profitieren wir davon, dass Nachhaltigkeit und Energieeinsparung bei uns seit langem gelebt werden. In unseren Rechenzentren setzen wir beispielsweise gezielt Green IT-Maßnahmen um. Einige Beispiele:

Sie wissen auch von Ihren eigenen Rechnern, Datenleistung erzeugt Hitze. In Rechenzentren verschwindet somit ein großer Teil der genutzten Energie in den Kühl- und Lüftungsanlagen. Mit sehr unterschiedlichen Maßnahmen, wie zum Beispiel einer Coolwall-Anlage im Rechenzentrum, gelingt es uns seit Jahren, den Anstieg unseres Stromverbrauchs zu drosseln, obwohl die Datenmengen, die wir täglich und in Spitzenzeiten verarbeiten, sich vervielfacht haben und die CPUs immer leistungsfähiger werden.

Dazu ein paar konkrete Zahlen: Seit 2009 hat sich die Leistungsfähigkeit der zentralen Prozessoren verfünffacht. Die Speicherkapazität unserer Rechenzentren ist seit 2005 von unter 1.000 Terabyte auf inzwischen über 158.000 Terabyte gestiegen. 2011 hatten wir 6.000 Server, heute sind es 22.300. Das alles zeigt das immense Wachstum unserer IT-Infrastruktur. Gleichzeitig ist unser Energiebedarf in unseren Rechenzentren in den vergangenen zwölf Jahren aber nur um etwa die Hälfte gestiegen.

Wir arbeiten kontinuierlich daran, stets die bestmögliche Energieeffizienz in den Rechenzentren zu erreichen. Zurzeit testen wir in einer Pilotinstallation High Density Serverschränke. High Density bedeutet hier, dass auf einer gegebenen Fläche mehr Serversysteme eingerichtet werden können, weil die hohen Wärmelasten direkt am Entstehungsort, also beim Server, abgeführt werden. Diese innovative Technik wird einen Beitrag dazu leisten, weitere deutliche Energie- und damit CO2-Einsparungen zu schaffen.

Neben diesen Effizienzthemen stehen bei DATEV Nachhaltigkeit und Klimaschutz ganzheitlich in den Entscheidungsprozessen in allen Bereichen auf der Agenda – auch bei uns im Vorstand. Um unserem Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2030 kontinuierlich näher zu kommen, bedarf es immer wieder innovativer Ideen und Verbesserungsmöglichkeiten. Jede Maßnahme zählt bei dem Bestreben, unseren CO2-Fußabdruck zu verkleinern. So nutzen wir unter anderem Geothermie und Photovoltaik dort, wo machbar und sinnvoll. Unseren Mitarbeitenden bieten wir Lademöglichkeiten für ihre elektrisch oder hybrid betriebenen Kraftfahrzeuge und ihre E-Bikes. Über unser LeaseBike-Programm laufen inzwischen 2.050 Verträge unserer Mitarbeitenden. Unsere Betriebsgastronomie setzt eine Software ein, die für die verbrauchten Lebensmittel automatisch die CO2-Bilanz ausweist – um nur einige Beispiele zu nennen.

Um deutlich zu machen, wie ernst wir es meinen, legen wir freiwillig unsere Nachhaltigkeitsleistungen offen auf den Tisch: seit 2018 nach dem branchenübergreifenden Transparenzstandard Deutscher Nachhaltigkeitskodex DNK und seit 2021 zusätzlich nach der ISO 14001 Zertifizierung.

Als Genossenschaft sind wir auf Nachhaltigkeit ausgelegt: bei den digitalen Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden für heute und in Zukunft, bei der Gestaltung des Arbeitsumfeldes für unsere Mitarbeitenden, bei unserem gesellschaftlichen Engagement insbesondere für Vielfalt und Diversity, bei unserem Ressourcenverbrauch und eben bei unserem wirtschaftlichen Wachstum. Wir haben die Risiken ebenso im Blick wie die Chancen und bleiben im Vertrauen auf die Menschen vorsichtig optimistisch.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Die Rede zum Download

Erschienen:
08.07.2022
Dateiname:
Rede Diana Windmeißer
Dateigröße:
821 KB
Datei herunterladen

Sie Verwenden einen veralteten Browser oder den IE11 im Kompatiblitätsmodus. Bitte deaktivieren Sie diesen Modus oder nutzen Sie einen anderen Browser!