Im Fokus

DATEV Seismograf

Der Veränderungsdruck aus Politik und Gesellschaft auf die mittelständische Wirtschaft wächst kontinuierlich: Die Dekarbonisierung ist nicht nur ein Appell, die Digitalisierung alternativlos, wenn man etwa an die kommende E-Rechnung denkt. Hinzu kommen die wirtschaftlichen Auswirkungen politischer Krisen und deren Auswirkungen auf Energieversorgung, Lieferketten, Inflation, Zinsniveau und Finanzierung. Niemand kann die wirtschaftlichen Folgen dieser Herausforderungen besser abschätzen als der steuerliche Berater. Seine Expertise und sein Einblick in die Situation der betreuten Unternehmen sind es, die diese zukunftsfähig machen. Im Juni 2022 wurde darum eine turnusmäßige Befragung unter Berufsträgern ins Leben gerufen, die die oben genannten Herausforderungen reflektiert: der DATEV Seismograf. Hier die Ergebnisse der aktuellen Befragungswelle.

3. Befragungswelle (9. – 15. Oktober 2023)

Der DATEV Seismograf zielt auf zweierlei: Zum einen erhebt er eine Einschätzung der Lage in der mittelständischen Wirtschaft aus steuerberaterlicher Sicht, zum anderen eine solche für den steuerberatenden Berufsstand selbst. Diese doppelte Zielrichtung – die Lage im Berufs- und im Mittelstand – ist charakteristisch für dieses Befragungsinstrument. Wiederkehrende Fragen ergeben dabei ein Monitoring der Lagebeurteilung über die Zeit. Zusätzliche, jeweils wechselnde Fragen beleuchten die Einstellungen zu aktuell wichtigen Sachverhalten. Grundlage waren 7.500 Steuerberatungskanzleien, die per E-Mail eingeladen wurden, an der Online-Befragung teilzunehmen. Davon haben sich insgesamt 406 Kanzleien beteiligt.

Die aktuelle Befragung nahm neben der wirtschaftlichen Situation diesmal das „Zukunftsthema Nummer 1“ in den Fokus: die Einschätzung und Erwartungen hinsichtlich der generativen KI. Wir wollten etwas über die Informationsgewinnung zu diesem Thema im Berufsstand erfahren und wollten wissen, welche Auswirkungen von der neuen Technologie erwartet werden.

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Auf Seiten der Mandantschaft nehmen Steuerberater vor allem Probleme durch Überregulierung und Bürokratie wahr. Schon länger ein Schmerzpunkt, sind sie inzwischen an die Position Eins der Probleme in der mittelständischen Wirtschaft gerückt, dicht gefolgt von der Belastung durch Fachkräftemangel und steigende Energiekosten. Auch Personalausfälle, Inflation, Rohstoffpreise und Finanzierungskosten machen den Unternehmen zu schaffen.

Diese Wahrnehmung trübt auch die Einschätzung der Zukunftsaussichten für die Unternehmensmandate weiter ein. Zwar werden, wie bei der letzten Befragung, rund sieben Prozent von diesen als existenzgefährdet eingestuft, eine positive wirtschaftliche Entwicklung der betreuten Unternehmen innerhalb des nächsten halben Jahres erwarten aktuell jedoch nur noch 20 Prozent der Berater. Vor sechs Monaten waren es noch 28 Prozent.

Leicht positiv zeigt sich hingegen die Lageeinschätzung für die eigene Steuerberatungskanzlei. Nur 6% der Berufsträger bewerten deren wirtschaftliche Situation negativ oder sehr negativ, gegenüber 8% im März 2023, während 63% der Kanzleien die eigene Situation positiv bewerten. Arbeitsüberlastung ist nach wie vor ein massives Problem, allerdings auch hier mit positiver Tendenz: 79% erleben sich aktuell als überlastet, bei der letzten Befragung waren es noch 88%.

Künstliche Intelligenz, die in der aktuellen Befragung erstmals thematisiert wurde, ist ein Gegenstand, dem sich der Berufsstand behutsam und mit Bedacht annähert, nicht zuletzt deshalb, weil viele rechtliche Fragen in diesem Zusammenhang noch offen sind. Gleichwohl wird KI in der Steuerberatung häufig als Hoffnungsträger betrachtet, etwa um künftig mittels Automatisierung die Folgen des Fachkräftemangels abzufedern, Prozesse zu verschlanken oder den Aufwand durch bürokratische Vorgaben zu reduzieren. Die Beschäftigung mit generativer KI steht in vielen Kanzleien derzeit noch am Anfang, weshalb die Frage wichtig ist, wie sich Berufsträger auf diesem Felde kundig machen. Generell wird ein breites Spektrum an Informationsquellen genutzt, wobei DATEV als verlässlicher Wissensträger eine erhebliche Rolle spielt.

Dass das Potenzial der Technologie trotz einer aktuell noch abwartenden Haltung gleichwohl bereits gesehen wird, zeigen die Erwartungen. Künftige Effizienzgewinne durch den Einsatz generativer KI sehen Kanzleien für sich in erster Linie bei der Erstellung von Texten für die schriftliche Kommunikation, bei Recherchen und der Vorbereitung und Durchführung von Beratungen.

2. Befragungswelle (27. Februar - 6. März 2023)​

Die zweite Befragungswelle zeigt, dass Unternehmen zahlreichen Herausforderungen gegenüberstehen: So haben sie verschärft mit einer Überregulierung sowie Bürokratie zu kämpfen. Hinzukommt das deutlich gestiegene Zinsniveau und Finanzierungkosten. Drängendes Dauerthema bleibt der Fachkräftemangel. ​Dabei sind – gerade im Mittelstand – die steuerlichen Beraterinnen und Berater oft die ersten Ansprechpartner. Ihre Kernkompetenzen sind gefragt, um die wirtschaftliche Lage zu beurteilen, Liquidität abzusichern, Kredit- und Förderanträge zu stellen. ​7.500 Steuerberatungskanzleien wurden per E-Mail eingeladen, sich zwischen dem 27. Februar und 6. März 2023 an der zweiten Befragungswelle zu beteiligen. 477 Kanzleien haben den Fragebogen ausgefüllt.

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74 Prozent der Kanzleien haben in ihrem Mandantenstamm bis zu 20 Prozent gefährdete Unternehmen. Der Durchschnittswert von existenzbedrohten Mandaten hat sich gleichzeitig leicht um einen Prozentpunkt auf 7 Prozent erhöht - verglichen mit der Befragungswelle aus dem Juni 2022.​

Unternehmen in Deutschland sind weiterhin mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. So sehen die Kanzleien neben dem akuten Fachkräftemangel vor allem eine Überregulierung und die Bürokratie als große Unsicherheitsfaktoren für ihre Mandantinnen und Mandanten. Neben den nach wie vor hohen Energiekosten haben die Betriebe zudem mit Personalausfällen und dem deutlich gestiegenen Zinsniveau zu kämpfen.

Die Überregulierung und Bürokratie sind in der Problemwahrnehmung von Rang vier innerhalb von neun Monaten (mit einem Zuwachs von 17 Prozentpunkten stark betroffener Mandate) auf Rang zwei gestiegen.

Bei den Maßnahmen, die ergriffen werden, um die Attraktivität der eigenen Kanzlei zu steigern, stehen eine gute technische Ausstattung des Kanzleiarbeitsplatzes in Verbindung mit flexiblen Arbeitszeiten an oberster Stelle.

1. Befragungswelle (2. - 10. Juni 2022)

Zahlreiche sich überlagernde Krisen belasten derzeit den Mittelstand: unter anderem der Klimawandel, der Krieg in der Ukraine, die noch nicht überwundene Corona-Pandeie, Rohstoff- und Energiepreise, die allgemeine Inflation. Angesichts dieser schwierigen Lage werden durchschnittlich sechs Prozent Unternehmensmandate der Kanzleien als insolvenzgefährdet eingestuft.

7.500 Steuerberatungskanzleien wurden per E-Mail eingeladen, sich zwischen dem 2. und 10. Juni 2022 an der ersten Befragungswelle zu beteiligen. 555 Kanzleien haben den Fragebogen ausgefüllt.

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Die Wirtschaft ist weiterhin durch eine Situation multipler Krisen herausgefordert: sei es die Energiekrise, der Arbeitskräfteengpass, die hohe Preisdynamik sowie der Ukraine-Krieg. Rund sieben Prozent der Unternehmen sind in der Folge aktuell von einer Insolvenz bedroht.​

Auch Unternehmen, die nicht akut von einer Insolvenz bedroht sind, sind mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. So sehen die Kanzleien bei 80 Prozent ihrer Unternehmenskunden einen akuten Fachkräftemangel, 70 Prozent sind von steigenden Energiekosten betroffen und 68 Prozent leiden unter den Rohstoffpreisen.

Dank der hohen Nachfrage bewerten die Kanzleien ihre wirtschaftliche Situation überwiegend optimistisch. Doch die Kehrseite der Medaille ist eine außerordentliche Arbeitsbelastung: 88 Prozent geben eine zum Teil erhebliche Überlastung an.

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