Studie von DATEV und Strategion

Szenarioanalyse zur Weiterentwicklung des Berufsfeldes der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Buchführung

Gemeinsam mit dem universitätsnahen IT-Beratungshaus Strategion GmbH hat DATEV einen Blick auf die Entwicklungen im Bereich Wirtschaftsprüfung in den kommenden Jahren geworfen. Im Rahmen der Studie wurden vier unterschiedliche Zukunftsszenarien zur möglichen Entwicklung in der Zusammenarbeit von Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und der Buchhaltung von Mandanten ermittelt. Anschließend wurden die drei Berufsgruppen nach der Eintrittswahrscheinlichkeit des jeweiligen Szenarios innerhalb der nächsten Dekade befragt.

Ausgewählte Befragungsergebnisse

Alle drei Berufsgruppen erwarten, dass sich einzelne Tätigkeiten durch digitale Innovationen ändern werden. Sogar die Veränderung des gesamten Erstellungs- und Prüfungsansatzes in den nächsten 10-15 Jahren (erstellungszeitpunktnahe, kontinuierliche Prüfung und automatisierte Finanzbuchhaltung) wird als wahrscheinlich eingeschätzt.

Den Einfluss von Szenario 1+2 für den eigenen Berufsstand sieht ein Großteil (64 Prozent) der Teilnehmer als (sehr) hoch an. Die Einschätzung des Einflusses von Szenario 4 ist nahezu gleich verteilt unter den Befragten.

Mit 76 Prozent der Befragten bewertet eine deutliche Mehrheit Szenario 4 als (eher) negativ. Am positivsten schneidet Szenario 2 ab – im Durchschnitt bewerten die Teilnehmer es als eher positiv.

Im Gegensatz zu Wirtschaftsprüfern sind Steuerberater und Buchhalter von dem Potenzial von KI für erstellungszeitpunktnahe Prüfungen überzeugt. Wirtschaftsprüfer bewerten das Potenzial differenzierter, allerdings auch mit einer positiven Tendenz.

Konnektoren und Schnittstellen zwischen den Systemen aller Berufsgruppen werden einen kontinuierlichen Zugang zu buchhaltungs- und prüfungsrelevanten Daten und eine automatisierte Datenextraktion ermöglichen.

Softwareprodukte, die sowohl Erstellungs- als auch Prüfungsprozesse unterstützen, werden in den nächsten 10-15 Jahren tendenziell vermehrt genutzt werden.

Buchungsdaten werden zunehmend autonom durch Systeme erstellt. In allen Berufsgruppen wird es somit übereinstimmend weniger „manuelle“ und mehr „überwachende“ Tätigkeiten geben. Dadurch …

… wird wahrscheinlich die Bedeutung von Vollerhebungen in der Prüfung zugunsten von Systemprüfungen zurückgehen.

Auf Seiten der Prüfenden wird sich die Anforderung an die Skills ändern. IT-Fachkenntnisse werden zukünftig zwingend benötigt.

Eine risikoorientierte Systemprüfung wird zukünftig den Einbezug von IT-Anbietern verlangen.

Aufgrund einer Verkomplizierung von Digitalisierung und Automatisierung durch aktuelle Regularien erwarten die Befragten in den kommenden 10-15 Jahren keine Vereinfachung der gesetzlichen Vorgaben, die das Berufsfeld betreffen.

Methodik der Studie: Für die „Szenarioanalyse zur Weiterentwicklung des Berufsfeldes der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Buchführung“ wurden verschiedene Analysearten (Umfeldanalyse, Literaturanalyse, Einflussmatrixanalyse, morphologische Analyse und Konsistenzanalyse), eine Delphi-Befragung, Experteninterviews und eine quantitative Umfrage kombiniert. Auf dieser Basis wurden vier Zukunftsszenarien gebildet, die mögliche Entwicklungen des Berufsfeldes beschreiben. Zur Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, der persönlichen Einstellung und des Einflusses der Zukunftsszenarien wurden im August 2022 1.685 Wirtschaftsprüfungskanzleien, 5.000 Steuerberatungskanzleien und 5.000 Mandantenunternehmen im Rahmen einer Online-Umfrage kontaktiert. Insgesamt 735 vollständig ausgefüllte Fragebögen bilden die Basis für die Analyse und Bewertung der Zukunftsszenarien. Zu beachten ist, dass die Befragung vor der durch die Vorstellung von ChatGPT ausgelösten großflächigen öffentlichen Diskussion um Instrumente der künstlichen Intelligenz (KI) durchgeführt wurde. Deshalb ist anzunehmen, dass die Befragten den erwarteten Einfluss von KI auf die Prüfungsprozesse heute eher noch gravierender einschätzen würden.

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