Ein Ökosystem ist mehr als nur die Summe seiner Teile. In der Natur entsteht aus der Wechselwirkung verschiedenster Organismen ein stabiles Gleichgewicht – jeder trägt seinen Teil zum Gelingen bei. Ich erinnere mich noch gut an eine Wanderung in den Bayerischen Alpen als Teenager, bei der mir das erstmals so richtig bewusst wurde: Der Waldboden voller Moose und Pilze, das Rascheln im Unterholz, das Konzert der Vögel. Nichts funktioniert isoliert – alles hängt zusammen. Diese Erfahrung hat mein Verständnis von Ökosystemen geprägt. Und sie ist überraschend aktuell – auch für unsere digitale Welt.

Was mich damals beeindruckt hat, war nicht nur die Vielfalt, sondern das scheinbar mühelose Zusammenwirken aller Beteiligten. Kein zentraler Plan, aber ein gemeinsames Ziel: Leben ermöglichen, gemeinsam zum Vorteil aller. Wenn ich heute auf die Herausforderungen unserer Zeit blicke – zunehmende Komplexität, Fachkräftemangel, steigender Veränderungsdruck –, dann sehe ich auch hier: Isolierte Lösungen greifen zu kurz. Was wir brauchen, ist Verbundenheit – technologisch und menschlich.

 

In einem vernetzten System sind wir stärker, schneller, resilienter

Genau diesen Gedanken übertragen wir bei DATEV auf das digitale Zeitalter: Digitale Ökosysteme ermöglichen eine hochvernetzte Zusammenarbeit zwischen Softwareanbietern, Plattformen, Kanzleien und Mandantinnen und Mandanten. Sie sind die Basis für moderne Arbeitsteilung, für durchgängige Prozesse – und letztlich für bessere Beratung.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in einem vernetzten System stärker, schneller und resilienter agieren können – insbesondere dann, wenn sich jede beteiligte Komponente ihrer Rolle bewusst ist und ihren Beitrag klar definiert. Das setzt Vertrauen voraus – in die Technik, in die Partner, aber vor allem auch in sich selbst. Ein funktionierendes Ökosystem lebt von dieser Balance zwischen Eigenständigkeit und Verbundenheit.

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das kein Nice-to-have, sondern ein Muss. Wenn spezialisierte Lösungen nahtlos ineinandergreifen, entsteht Effizienz. Wenn Partner mit uns an gemeinsamen Standards arbeiten, entsteht Innovation. Und wenn wir als Genossenschaft Verantwortung für dieses Gesamtgefüge übernehmen, entsteht Vertrauen.

Deshalb öffnen wir unser Portfolio zunehmend für Partner – ohne dabei unsere DNA aufzugeben. Unsere zentralen Steuerlösungen, unsere genossenschaftlich verankerten Kernkompetenzen entwickeln wir weiterhin selbst. Denn sie sind der Kern dessen, was DATEV ausmacht. Unsere Mitglieder erwarten zu Recht, dass sie sich auf uns verlassen können – in puncto Qualität, Aktualität, Datensicherheit und Verlässlichkeit.

Es geht um Offenheit mit Verantwortung. Und um Zukunft mit Haltung.

Digitale Ökosysteme sind also kein Selbstzweck. Sie sind Mittel zum Zweck – und dieser Zweck ist klar: die Entlastung und Zukunftsfähigkeit unseres Berufsstands durch durchgängige digitale Prozesse zwischen der Kanzlei und ihren Mandantinnen und Mandanten. Das zahlt im Übrigen auch auf unser großes strategisches Ziel ein, unser Produktportfolio vollständig in die Cloud zu heben.

Im Fokusthema dieser Ausgabe lesen Sie, wie wir dieses Ökosystem weiter ausbauen – mit Blick auf Cloud, künstliche Intelligenz (KI) und Partnering. Es geht um Offenheit mit Verantwortung. Und um Zukunft mit Haltung. Denn eines ist sicher: Was einer nicht schafft, das schafft ein starkes Netzwerk. Ein digitales Ökosystem. Oder – um es mit meinem Bild vom Bergwald zu sagen: Wachstum gelingt dort, wo alle zum gegenseitigen Nutzen miteinander verbunden sind.