Ein Sofa, davor ein Couchtisch mit Laptop und Espresso – mehr benötigte Daniel Ritz nicht, als er 2015 seine Karriere begann. Er war damals der zweitjüngste Steuerberater in ganz Bayern. Und brannte für den Beruf: „Ich war von 8 bis 17 Uhr im Hauptjob und von 17 bis 2 Uhr früh Steuerberater“, erinnert er sich.  

Seine Mandanten empfing er in seinem Wohnzimmer in Abensberg, eine gute Autostunde nördlich von München. Dass sie auf einer Couch statt in einem Konferenzraum Platz nahmen, störte nicht. „Steuerberatung ist etwas sehr Intimes, etwas Persönliches“, sagt Ritz. „Vielleicht war es ein kleiner Gamechanger, dass ich Mandanten nicht im Anzug vor einer Wand voller alter Gesetzesbücher empfing.“ 

Tagsüber arbeitete er als kaufmännischer Leiter, nachts als Gründer in eigener Sache. So legte Ritz den Grundstein für das, was heute eine Kanzleigruppe mit 15 Standorten und rund 250 Mitarbeitern ist. Von Beginn an nutzte er die Möglichkeiten der digitalen Welt. „Da ist es egal, wo du sitzt, ob im Wohnzimmer oder im Büro.“ Sein erster Mandant war ein Fotograf, der heute für das Hotel Sacher arbeitet. „Viele aus der Anfangszeit sind geblieben“, sagt er. Seiner Gründungsadresse blieb er treu: Heute liegt seine Kanzlei zwei Etagen unter der Wohnung, in der alles begann. 

Vom Einzelkämpfer zum Partner

Den entscheidenden Schub brachte eine Überzeugung, an der Ritz bis heute festhält: Im Team geht es besser. Zwar war er 2015 als Einzelkämpfer gestartet, doch schon bald lernte er seine späteren Partner Tobias Hiller und Stefan Neumaier kennen. Roman Schweiß kannte er schon aus der Berufsschule. „Das hat ab Sekunde eins funktioniert“, erinnert sich Ritz. Aus der Einzelkanzlei wurde RNHS – eine Partnerschaft, die schnell Fahrt aufnahm. Bis 2023 wuchs die Gruppe auf vier Kanzleien mit Standorten in Abensberg, Regensburg, Unterhaching und Gmund am Tegernsee.  

Doch dabei blieb es nicht. Ein Betriebsprüfer, den die Partner bei einem Mandat kennenlernten, wurde der nächste Mitstreiter. Gemeinsam kauften sie eine weitere Kanzlei. Ein Schritt, für den sie eine Million Euro aufnahmen – und der ohne tiefes wechselseitiges Vertrauen undenkbar gewesen wäre. Aus vier Kanzleien wurden 15 Standorte. 

Die Gruppe ist rasant gewachsen, doch Ritz ist es wichtig, nahbar zu bleiben. Jede Kanzlei ist eigenständig, geprägt von den Menschen vor Ort. „Du kannst einem blau gestrickten Handwerker keine rote Mütze aufsetzen“, erklärt Ritz. Außerdem nutzt RNHS die Vorteile des Verbunds: geteilte Fachkompetenz, gemeinsame Prozesse. Auch ein übergreifendes Marketing und die einheitliche DATEV-Umgebung erstellen sie selbst. Die Struktur hat sich bewährt: Als Ritz wegen einer Erkrankung zwei Monate ausfiel, lief alles weiter. „Das ist die Gruppenstärke.“ 

Wachstum ist für Ritz nicht alles, Qualität steht über Quantität. „Mir ist egal, ob jemand 200 Euro oder 200.000 Euro Umsatz macht. Jeder Mandant ist ein Kommunikator draußen.“ Merkt er im Erstgespräch, „das wird ein Schmarrn“, lehnt er ab. Doch wer Engagement zeigt, kann auf ihn zählen. 

Ritz hat eine neue Balance gefunden

Auch als Chef hat er gelernt, dass Menschen wichtiger sind als Zahlen. „In der Ausbildung lernst du, wie Steuerrecht funktioniert, aber nicht, wie Menschen funktionieren.“ Heute legt er großen Wert auf offene Gespräche, gegenseitiges Vertrauen und darauf, dass sich sein Team wohlfühlt. „Ich sehe es als meine Verantwortung, Mitarbeiter nicht nur fachlich weiterzubringen, sondern auch menschlich zu fördern und zu fordern.“ 

Nach Jahren voller Tempo hat er ein neues Gleichgewicht gefunden. „Der Körper hat gesagt: Spezi, runter vom Gas.“ Seine Regel heute: Um 17 Uhr ist Schluss. Die Zeit bis 20 Uhr gehört der Familie. 

Müsste er heute noch einmal von vorn beginnen, würde er erneut auf eine gute Außendarstellung, Digitalisierung und starke Partner setzen. Dem Ich seiner Anfangstage würde er zuflüstern: „Es funktioniert.“ 

Die Kanzlei

RNHS & Partner ist eine Kanzleigruppe aus Steuerberatern und Rechtsanwälten mit 250 Mitarbeitenden an 15 Standorten in Süddeutschland. Sie setzt auf digitale Prozesse, fachliche Spezialisierung und regionale Nähe zu den Mandanten.