Nürnberg, 18. Dezember 2025: Viele mittelständische Unternehmen in Deutschland ziehen sich zurück. Wie das aktuelle DATEV Spotlight Betriebsaufgaben und Insolvenzen auf Basis von Umfragen bei Steuerberatungskanzleien zeigt, steigt die Quote der geplanten und ungeplanten Geschäftsaufgaben sowie Verlagerungen ins Ausland an. Sie liegt inzwischen bei 2,43 Prozent der Kanzlei-Mandate, im Herbst 2024 waren es noch 1,62 Prozent. Zum Vergleich: Die für den gleichen Zeitraum und auf einer vergleichbaren Grundgesamtheit (Statistisches Unternehmensregister) mit Zahlen des Statistischen Bundesamtes berechnete Insolvenzquote liegt bei 0,67 Prozent.  

Prof. Dr. Robert Mayr, CEO DATEV eG, warnt: „Der Mittelstand gibt auf. Es ist keine Schockwelle, sondern ein schleichender Rückzug, getrieben von hohen Kosten, schwacher Nachfrage, erdrückender Bürokratie und dem Mangel an Nachfolgelösungen. Besonders alarmierend: Die Quote der geplanten Betriebsaufgaben ist im Vergleich zum Vorjahr um 56 Prozent gestiegen.“

Die Quote der geplanten Betriebsaufgaben stieg von 0,97 Prozent im vergangenen Jahr auf 1,51 Prozent bei der jüngsten Befragung. Ungeplante Geschäftsaufgaben betreffen aktuell 0,73 Prozent der Mandate im Vergleich zu 0,54 Prozent im Jahr 2024. Auslandsverlagerungen wurden für 0,18 Prozent der Mandate genannt, Vorjahr 0,12 Prozent – siehe Grafik. 

Viele unterschiedliche Gründe für Rückzug aus dem deutschen Markt

Die Ursachen für den Rückzug aus der Geschäftstätigkeit in Deutschland sind laut der Befragungen zum DATEV-Branchenbarometer breit gefächert.  Bei geplanten Geschäftsaufgaben stehen persönliche Gründe wie Krankheit, berufliche Neuorientierung oder Renteneintritt ohne Nachfolgelösung im Vordergrund. An dritter Stelle wird bei Mehrfachnennung die mangelnde Rentabilität von den Befragten angegeben. Dieser Grund wurde im Vergleich zur Befragung im Herbst 2024 häufiger genannt, von 43 Prozent der Befragten (Vorjahr: 37 Prozent).  Bei ungeplanten Geschäftsaufgaben dominieren mit mehr als zwei Dritteln Liquiditätsengpässe und mangelnde Rentabilität.  Eine Verlagerung ins Ausland findet vor allem wegen mangelnder Rentabilität, aus persönlichen Gründen sowie wegen Schwierigkeiten mit neuen rechtlichen und regulatorischen Anforderungen statt.  

Methodik

Das DATEV-Branchenbarometer erhebt regelmäßig einen Index für das Geschäftsklima bei Steuerberaterinnen und Steuerberatern. Darüber hinaus werden auch anlassbezogene Fragen gestellt, in diesem Jahr unter anderem zum Thema Geschäftsaufgaben und Insolvenzen. Für die aktuelle Erhebung wurden im Zeitraum vom 13. Oktober bis 13. November 2025 von den 40.000 DATEV-Mitgliedern 10.000 Steuerkanzleien zur Teilnahme per Online-Fragebogen eingeladen. Teilgenommen haben 447 DATEV-Mitglieder. Um den Markt komplett abzudecken, wurden zusätzlich 100 Nicht-Mitglieder telefonisch interviewt. 

Um die Repräsentativität der Studie sicherzustellen, wurden die Ergebnisse nach Kanzleigröße (Anzahl der Mitarbeitenden), Region (Bundesland) sowie dem Verhältnis zwischen DATEV-Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern gewichtet und anhand der betreuten Unternehmensmandate hochgerechnet. 

Das vollständige Spotlight finden Interessierte hier:

Weitere Spotlights, unter anderem zu Umsatz, Lohn, Beschäftigung im gesamtwirtschaftlichen Kontext, zum Mindestlohn, zu Verkehr und Lagerei sowie zum Bauhauptgewerbe, sowie weitere Veröffentlichungen finden Interessierte unter DATEV Economics. Informationen zum monatlich veröffentlichten DATEV Mittelstandsindex gibt es hier: mittelstandsindex.datev.de

Über den DATEV Mittelstandsindex

Der DATEV Mittelstandsindex bietet einen datenbasierten Blick auf die konjunkturelle Lage der Kleinstunternehmen, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland. Seine Auswertungen werden seit September 2024 monatlich von DATEV zusammen mit einem ausführlicheren Bericht veröffentlicht.

Diese makroökonomische Analyse basiert auf Daten, die in DATEV-Lösungen von DATEV-Mitgliedern (Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte) für ihre Mandanten (i.d.R. Unternehmen) erstellt und verarbeitet werden. Für die Erstellung der Auswertungen werden diese anonymisiert und aggregiert, um höchste Standards im Datenschutz und der Informationssicherheit einzuhalten.

Die drei Kernbereiche des DATEV Mittelstandsindex sind Umsätze, Löhne und Beschäftigungsdaten. Die Daten für den Umsatzindex stammen aus den Umsatzsteuervoranmeldungen (UStVA) von über einer Million Unternehmen. Die Daten für die Indizes zu Beschäftigung und Lohn stammen aus den Lohn- und Gehaltsabrechnungen von mehr als acht Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.