Reden Prof. Dr. Robert Mayr und Dr. Markus Algner

anlässlich der DATEV-Jahrespressekonferenz 2025

Nürnberg, 18. Juli 2025

(es gilt das gesprochene Wort)

Prof. Dr. Robert Mayr, Chief Executive Officer, DATEV eG

Guten Morgen und herzlich Willkommen zur DATEV-Jahrespressekonferenz 2025!

Ziemlich viel los gerade in der Welt. Wirtschaftlich und geopolitisch sind wir derzeit mit vielen Unsicherheiten konfrontiert. Da fallen Stabilitätsgaranten auf. Wie Genossenschaften zum Beispiel, eine Wirtschaftsform, die schon viele Krisen hat kommen und gehen sehen. Genossenschaften sind nicht nur gewinnbringend, wie ich Ihnen gleich noch anhand unserer Halbjahreszahlen für 2025 zeigen werde. Sie sind vor allem auch sinnstiftend. Partnerschaftlich, solidarisch, demokratisch – das sind Werte, für die Genossenschaften stehen. Sicherlich einer der Gründe, warum die Vereinten Nationen 2025 zum Internationalen Jahr der Genossenschaften ausgerufen haben.


Auch DATEV ist bekanntermaßen eine Genossenschaft. Seit nun fast 60 Jahren unterstützen wir unsere Mitglieder bei ihrer Berufsausübung mit effizienzsteigernden und zukunftsweisenden IT-Lösungen. Was mit der Idee anfing, Daten elektronisch zu verarbeiten – mittels Großrechner, die sich einzelne Kanzleien nie hätten leisten können, zusammen aber schon – entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem der größten IT-Dienstleister Europas. Unsere Mitglieder haben durch ihre Genossenschaft Zugang zu maßgeschneiderten Anwendungen für kaufmännische Prozesse, die natürlich auch neueste Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz berücksichtigen. Digitale Teilhabe leicht gemacht, sozusagen. Unsere Mitglieder konnten und können sich sicher sein: Wir gestalten den digitalen Wandel gemeinsam.

 

Dabei haben wir nicht nur unsere Mitglieder im Blick, sondern auch deren Mandanten: den deutschen Mittelstand. Seit September letzten Jahres liefern wir monatlich ein aktuelles, datenbasiertes Echt-Lagebild des deutschen Mittelstands, den DATEV Mittelstandsindex. Eine Datenbasis, die DATEV in dieser Tiefe zur Verfügung steht, weil wir als Genossenschaft des steuerberatenden Berufsstands auf ein einzigartiges Netzwerk an Mitgliedern und Kunden zugreifen können.


Ich freue mich, dass ich Ihnen jetzt brandaktuell die Zahlen der neuesten Ausgabe unseres Gradmessers für die Lage des deutschen Mittelstands präsentieren kann. Allerdings verheißen diese Zahlen nichts Gutes. Denn im Gegensatz zum Vormonat, als wir bei der Umsatzentwicklung ein deutliches Plus verzeichnen konnten, müssen wir nun einen Rückgang von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vermelden. Von dieser Entwicklung sind alle Branchen betroffen. Besonders auffallend ist dabei auch der in diesem Jahr erstmalige Umsatzrückgang in Höhe von 5,2 Prozent bei den mittleren Unternehmen. Diese Entwicklung zeigt deutlich, wie offensichtlich die Dringlichkeit politischen Handelns ist. Ohne gezielte Entlastungen und Anreize ist der Mittelstand, das Fundament unserer Wirtschaft, zunehmend gefährdet.

 

Soweit zu den aktuellen Zahlen unseres DATEV Mittelstandsindex, auf den ich später nochmal genauer eingehen werde. Nun möchte ich mit Ihnen gemeinsam einen Blick auf die Geschäftszahlen von DATEV im ersten Halbjahr 2025 werfen – und diese sind trotz eines herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds positiv. Von Januar bis Juni konnten wir einen Umsatz in Höhe von 810,2 Millionen Euro erreichen. Dies ist insbesondere auf das Umsatzwachstum der Produktgruppen Rechnungswesen, Personalwirtschaft und IT-Management zurückzuführen.


Unsere Belegschaft belief sich zum 30. Juni auf 9.047 Mitarbeitende. Die Anzahl der Mitglieder betrug zum selben Stichtag 40.251. Daneben stieg die Anzahl unserer Kundinnen und Kunden deutlich auf insgesamt über 850.000. Seit Jahresbeginn kamen allein mehr als 100.000 hinzu.


Deutliche Zuwächse konnten wir bei unseren Cloud-Lösungen verzeichnen, wie beispielsweise beim bewährten Angebot DATEV Unternehmen online. Inzwischen hat das browserbasierte Anwendungspaket bereits mehr als 710.000 Nutzerinnen und Nutzer, die Belege von insgesamt rund 1,6 Millionen Unternehmen digital über die Cloud mit ihren steuerlichen Beratern austauschen.


Diese Zahlen bestätigen uns darin, dass der eingeschlagene Weg, unser Produktportfolio konsequent und kontinuierlich weiter in die Cloud zu entwickeln, der richtige ist. Die Nutzung unserer Cloudprodukte zeigt, dass die Digitalisierung im Berufsstand voranschreitet. Und damit auch im Mittelstand, denn es sind die mittelständischen Unternehmen, mit denen unsere Mitglieder in unseren kollaborativen Cloud-Lösungen zusammenarbeiten. Unsere Transformation in die Cloud ist damit, so viel Selbstbewusstsein dürfen wir als Unternehmen an dieser Stelle haben, auch ein Digitalisierungsbooster für den Mittelstand.


Und noch etwas belegen unsere Zahlen: Sie unterstreichen die Resilienz unseres genossenschaftlichen Modells. In einem so volatilen Umfeld bieten wir Stabilität und Verlässlichkeit für unsere Mitglieder und Kundinnen und Kunden – sowie natürlich für unsere Mitarbeitenden. Denn während viele andere Unternehmen sich am Shareholder Value und an Gewinnmaximierung orientieren, richten wir unseren Blick auf die Bedürfnisse derer, für die wir da sind: Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und deren Mandanten. Dass es unserem Berufsstand morgen besser geht als heute, diesen Anspruch an DATEV und die Mitarbeitenden hat einst unser Unternehmensgründer Dr. Heinz Sebiger formuliert. Und er hat bis heute Bestand. Unser Ziel ist es, unsere Mitglieder und deren Mandanten heute und in Zukunft optimal zu unterstützen. Am besten können wir das als Cloud-Unternehmen. Unsere Strategie für die nächsten Jahre lautet deshalb: Unser Cloud-Angebot konsequent auszubauen und stetig um neue Anwendungen und Services zu ergänzen.


Was die digitale Transformation konkret für unsere Mitglieder bedeutet, welche Rolle die E-Rechnung und KI dabei spielen, das erklärt Ihnen nun im Folgenden mein neuer Vorstandskollege Dr. Markus Algner, den ich sehr herzlich zu seinem ersten Auftritt bei der Jahrespressekonferenz begrüßen darf. Markus Algner hat zum 1. Juli als Chief Markets Officer (CMO) die Nachfolge von Prof. Dr. Peter Krug angetreten, der sich Ende Juni in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat.

Dr. Markus Algner, Chief Markets Officer, DATEV eG

Vielen Dank, Robert, und auch von mir ein herzliches Willkommen zu unserer heutigen Jahrespressekonferenz.

 

Digitale Transformation, das ist für uns kein Buzz-Word, sondern ein gemeinsamer Weg, getragen von Menschen, ihren Prozessen und ihren Zielen. Dabei geht es nicht um einzelne Features, sondern um konkrete Entlastungen im Alltag, neue Perspektiven für nachhaltiges Wachstum und eine stärkere Zusammenarbeit. Und vor allem um Vertrauen. In sich selbst, in das eigene Tempo und in eine starke Gemeinschaft.

 

Denn genau das zeichnet uns als Genossenschaft aus: Wir lassen niemanden allein. Wenn Kanzleien, Mandanten und DATEV voneinander lernen und einander stärken, entsteht echte Entlastung – gerade für kleinere Kanzleien und Unternehmen im digitalen Wandel.

 

Die digitale Transformation ist kein Sprint, sondern ein Marathon – die Vorbereitung ist entscheidend! Wer heute losläuft, bestimmt morgen das Tempo. Wer abwartet, muss später unter höherer Last aufholen.

 

Wir wissen, wie hoch der Aufwand ist: Digitalisierung erfordert Veränderung - in Prozessen, in Denkweisen, in der Organisation von Arbeit. Das ist echtes Change Management – und wir begleiten es mit Lösungen und tiefem Verständnis für den Kanzleialltag. Diese Veränderung braucht Mut, den ersten Schritt zu wagen, und ein stabiles verlässliches Umfeld – genau das bieten wir. DATEV-Lösungen entlasten spürbar. Darauf kann man bauen.

 

Denn wir sehen, was unsere Mitglieder täglich leisten. Sie sind mehr als nur Dienstleister: sie sind Transformationsbegleiter, Prozessgestalter und Sparringspartner. Und genau da setzen wir an: Unser Anspruch ist es, Technologie so zu gestalten, dass sie motiviert, entlastet und begeistert. Damit nicht die Sorgen den Wandel bestimmen, sondern Zuversicht. Damit unsere Mitglieder spüren: sie gestalten aktiv mit - im starken Netzwerk einer Genossenschaft.

 

Digitale Transformation ist dabei auch die einzige Antwort auf zwei zentrale Fragen:

  • Wie halte ich meine Kanzlei und meine Mandanten zukunftsfähig – trotz Fachkräftemangels, zunehmender Regulierung und wachsendem wirtschaftlichen Druck bei den mittelständischen Unternehmen?
  • Wie gewinne ich Zeit, um meine Mandanten effizient und zielorientiert beraten zu können?

 

Unsere Antwort darauf ist kein Produktkatalog, sondern Partnerschaft auf Augenhöhe – mit praxisnahen Lösungen und Technologien, die im Alltag spürbar entlasten.

 

MyDATEV Kanzlei ist ein Beispiel für so einen ganzheitlichen Ansatz, der gerade im Februar auf den Markt gekommen ist. Die Kommunikationsfunktionen erleichtern den Arbeitsalltag in den Kanzleien mit durchgängigen Prozessen: Kanzlei und Mandant können medienbruchfrei Dokumente, Nachrichten und Aufgaben austauschen. Durch die Cloud können wir MyDATEV Kanzlei kontinuierlich ausbauen. Im August kommt mit dem einfachen Freigabeprozess die nächste Erweiterung. Schon nach einem halben Jahr auf dem Markt nutzen etwa 2.000 Kanzleien diese Lösung und haben rund 14.000 Mandanten dafür registriert. Das ist kein abstraktes Cloud-Produkt. Es zeigt, wie digitale Zusammenarbeit zwischen Kanzlei und Mandant heute schon funktioniert – einfach, sicher und effizient.

 

Natürlich gibt es auch Anwendungen, die auf den ersten Blick vor allem den Anforderungen der Finanzbehörden gerecht werden müssen, etwa wenn es um Steuererklärungen oder die Eingrenzung von Umsatzsteuerbetrug geht. Damit komme ich zu einem weiteren wichtigen Thema: die E-Rechnung.

 

Ja, seit Anfang des Jahres besteht die Pflicht, E-Rechnungen empfangen zu können. Und ja, diese Pflicht wird nach und nach auch auf das Erstellen von E-Rechnungen ausgeweitet. Doch das ist nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch eine große Chance: Denn damit kommt endlich flächendeckend, was wir dringend brauchen: durchgängige digitale Prozesse.

 

Wir sehen aber auch, dass die Unternehmen bei der frühzeitigen Umsetzung noch etwas zögern. Ein Drittel unserer Mitglieder schätzt laut unserer aktuellen Auflage des DATEV Seismografen, dass die meisten ihrer Mandanten erst kurz vor dem gesetzlichen Stichtag die E-Rechnungsschreibung umsetzen werden. Das ist schade, denn wer wartet, verpasst eine gute Gelegenheit, Prozesse schon frühzeitig effizienter aufzustellen.

 

Denn wenn alle Schritte vom Angebot bis zur Rechnung digitalisiert sind, bringt das enorme Arbeitserleichterungen – für Unternehmen und Kanzleien. Routinetätigkeiten lassen sich automatisieren, Prozesse werden transparenter und weniger fehleranfällig - es bleibt schlicht mehr Zeit für das Wesentliche. Die persönliche Beratung der Mandanten.

 

Die E-Rechnung ist dafür zentral und eine Voraussetzung für den Weg in die Cloud. Und wir bei DATEV gestalten diesen gemeinsam mit den Kanzleien und den Unternehmen. Schritt für Schritt. Deshalb sind unsere rechnungsschreibenden und -verarbeitenden Lösungen zum Teil seit vielen Jahren bereit für die E-Rechnung.

 

Allein im ersten Halbjahr 2025 liefen bereits 22,5 Mio. E-Rechnungen über DATEV-Systeme, wobei rund 19 Mio. Eingangs- und 3,5 Mio. Ausgangsrechnungen waren. Zum Vergleich: 2024 waren es noch rund 11 Mio. Rechnungen. Das bedeutet, dass allein im ersten Halbjahr mehr als doppelt so viele E-Rechnungen über DATEV-Lösungen empfangen und verschickt wurden wie im ganzen vergangenen Jahr.

 

Zentraler Knotenpunkt wird die DATEV E-Rechnungsplattform. Sie ermöglicht die gesetzeskonforme Übermittlung von E-Rechnungen und das kostenlos im Empfang. Das hilft vor allem kleinen Unternehmen, die bereits E-Rechnungen über Branchenlösungen versenden, aber nicht empfangen können. Über die Plattform sind sie zudem gut vorbereitet auf das von der Bundesregierung geplante Meldesystem für Rechnungen, das Umsatzsteuerbetrug eindämmen soll.

 

Wir wollen die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken – mit prominenter Unterstützung. Unser Partner ist Philipp Lahm. Als Unternehmer weiß er, was kleine und mittelständische Unternehmen brauchen. Philipp Lahm war nie der Lauteste auf dem Platz – aber immer einer, der das Spiel lesen und den entscheidenden Pass spielen konnte. Genau so sehen wir unsere E-Rechnungslösungen und die E-Rechnungsplattform: als klugen Verbindungsspieler, der vorlegt – damit Kanzleien und Unternehmen den Ball ins Netz bringen können.

 

Denn: Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein, sie muss im Alltag helfen. Und das tut sie – wenn sie gut gemacht ist.

 

Das gilt auch für Künstliche Intelligenz. Kaum ein Begriff wird gerade so oft genannt und gleichzeitig so unterschiedlich verstanden.

 

Unsere Haltung dazu ist klar: Wir sehen KI nicht als Ersatz für Menschen, sondern als Werkzeug, das Menschen unterstützt. Gerade im anspruchsvollen Umfeld der kaufmännischen und steuerlichen Prozesse, kann KI ihre Stärken voll ausspielen. Richtig eingesetzt, schafft sie Zeit und Qualität. Und um auf eine der großen Fragen im Berufsstand zurückzukommen - die gewonnene Zeit kann dann genutzt werden, um Mandanten effizient und zielorientiert zu beraten. Wir als Genossenschaft machen diese Technologie nutzbar – sicher, sinnvoll und immer mit Blick auf den gemeinsamen Erfolg. Technologie bleibt Helfer und ist kein Ersatz für eine Steuerberaterin oder einen Steuerberater.

 

Wir nutzen KI in Form des maschinellen Lernens bereits seit vielen Jahren. Der DATEV Service-Assistent ist ein KI-gestützter Chatbot, der in Echtzeit Serviceanfragen beantwortet – integriert in die Anwendung, basierend auf umfangreichen Hilfe-Dokumenten und Wissen rund um DATEV-Lösungen.

 

Daneben bieten wir Mitgliedern mit der DATEV KI-Werkstatt ein geschütztes Testumfeld. Aktuell pilotieren wir beispielsweise zwei neue Ansätze. Der “Kurzberatung online-Assistent" berät individuell zu ausgewählten Themen, wie DATEV Unternehmen online oder DATEV Lohn und Gehalt, und begleitet durch das Beratungsgespräch im Chat – und das ohne Wartezeit rund um die Uhr. Der “DATEV Kunden-Assistent” beantwortet Fragen zum Dokumentenmanagementsystem von den Vorteilen bis hin zur Beratung und Schulung. Finden die Prototypen bei unseren Mitgliedern Anklang, bieten wir diese außerhalb der KI-Werkstatt als Produkt an.

 

Der LEXchat ist dabei ein sehr gutes Beispiel, wie aus einem in der KI-Werkstatt angebotenen Prototyp ein Produkt werden kann. Der intelligente Suchassistent für steuerrechtliche Fragestellungen durchsucht präzise in Sekunden rund 250.000 Dokumente aus der Rechtsdatenbank LEXinform und den DATEV Verlagsmedien comfort. Er beantwortet so komplexe steuerliche Fachfragen mit detaillierten Begründungen und Quellenangaben. Das spart Zeit und bringt Sicherheit.

 

All diese Lösungen fügen sich wie Puzzleteile zu einem Gesamtbild. Die KI in ihrer Assistenzfunktion wird uns helfen, unsere Kunden individueller und persönlicher zu begleiten. Die persönliche Beziehung zu unseren Mitgliedern wird auch in Zukunft ein Alleinstellungsmerkmal bleiben!

 

Und damit übergebe ich wieder an Robert Mayr, der Ihnen nun zeigen wird, wie wir das Thema bei DATEV strategisch weiterdenken.

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Prof. Dr. Robert Mayr, Chief Executive Officer, DATEV eG

Vielen Dank, Markus. Wie wir gerade gehört haben, ist Künstliche Intelligenz wahrhaftig keine Spielerei. Das ist eine Lösung für den Alltag, wenn sie von DATEV kommt – effizient, sicher, integriert. Der steuerberatende Berufsstand braucht fachliche Sicherheit. Und er braucht hohe Standards beim Datenschutz. Wir bieten beides. Denn gerade bei sensiblen Informationen wie etwa Geschäftszahlen und Gehaltsabrechnungen braucht es Vertrauen – und genau dafür steht DATEV.

 

Dass wir hier einen Nerv getroffen haben, zeigen die Zahlen. Über 40.000 Nutzerinnen und Nutzer haben sich im vergangenen Jahr bei der KI-Werkstatt angemeldet. Besonders beliebt ist DATEV GPT, mit einer Verweildauer von über 7 Minuten.

 

Die zunehmende Akzeptanz und Nutzung von KI-Tools spiegelt sich auch in den neusten Ergebnissen der Studie DATEV Seismograf, einer Befragung unserer Mitglieder, wider. So hat sich der Anteil der befragten Steuerberater, der regelmäßig generative KI im Arbeitskontext nutzt, von 9 Prozent auf 25 Prozent erhöht. Gegenüber dem Juni 2024 bedeutet das fast eine Verdreifachung. Unter den meistgenutzten branchenspezifischen Angeboten sind sowohl der DATEV Einspruchsgenerator mit 28 Prozent als auch DATEV LEXchat mit 27 Prozent – beides Produkte, die ihre Wurzeln in der KI-Werkstatt haben.

 

Oder schauen wir uns den Automatisierungsservice Rechnungen an: Er wird von den Kanzleien bereits für über 90.000 Buchführungen genutzt. Bei den gegenwärtigen Wachstumszahlen werden wir noch in diesem Sommer die magische Grenze von 100.000 Beständen überschritten haben. Mit der Anwendung, die wir als eines unserer ältesten KI-Produkte bereits seit 2021 anbieten, können Buchungsvorschläge auf Basis digitaler Belege in der DATEV-Cloud erzeugt werden. Die vorgeschlagenen Erfassungen werden direkt an Kanzlei-Rechnungswesen übergeben und können dort im vertrauten Prozess weiterbearbeitet werden.

 

Diese Zahlen zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und zwar mit innovativen KI-Produkten und Dienstleistungen, die den Bedürfnissen unserer Mitglieder entsprechen. Sie helfen, Kernprozesse zu automatisieren, Ressourcen gezielter einzusetzen und Mitarbeitende im Alltag effektiv zu entlasten – besonders in Zeiten des Fachkräftemangels ein entscheidender Vorteil. Gleichzeitig unterstützen unsere Lösungen, wie der DATEV Liquiditätsmonitor online, dabei, auf Basis fundierter Daten schneller und sicherer unternehmerische Entscheidungen zu treffen. So stärkt Künstliche Intelligenz nicht nur die Effizienz in den Kanzleien, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Mandanten.

 

Und Daten sind ein gutes Stichwort – denn die Millionen Datensätze, die in den DATEV-Systemen im Auftrag der Kundinnen und Kunden verarbeitet werden, nutzen wir für unseren monatlich erscheinenden DATEV Mittelstandsindex, den ich bereits eingangs erwähnt hatte. Die Grundlage dieses Konjunkturindex bilden anonymisierte Daten aus den Umsatzsteuervoranmeldungen von mehr als einer Million mittelständischen Unternehmen sowie den Lohnabrechnungen von mehr als acht Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Während andere Indizes auf Umfrageergebnissen beruhen, ist unser Index der einzige, der auf realen Unternehmensdaten basiert.  Das kann kein anderes Unternehmen leisten; mit dieser Aktualität kann das auch keine staatliche Institution. Wir können live und detailliert in den Maschinenraum des deutschen Mittelstands blicken: was die Entwicklung der Umsätze angeht, der Löhne und Gehälter sowie der Beschäftigung in mittelständischen Unternehmen. Wir ermöglichen damit eine datenbasierte Einschätzung der Lage im deutschen Mittelstand – unabhängig von subjektiven Stimmungen. Das ist einmalig. Mit dem DATEV Mittelstandsindex können Politik sowie Unternehmerinnen und Unternehmer aller Branchen dann – und das ist wichtig, deswegen betone ich es so – datenbasiert entscheiden, wie sie die Weichen für eine nachhaltige volkswirtschaftliche oder betriebswirtschaftliche Entwicklung stellen möchten. Unsere Mitglieder stehen dabei beratend an ihrer Seite.

 

Zu finden sind die Ergebnisse unseres DATEV Mittelstandsindex frei zugänglich auf mittelstandsindex.datev.de. Dort lassen sich die drei Indizes – Umsatz, Lohn, Beschäftigung – nach Bundesländern, drei Unternehmensgrößen sowie fünf Wirtschaftsbereichen filtern. Den DATEV-Mitgliedern stehen über einen Login-Bereich weitere Filterfunktionen zur Verfügung. Seit Juni finden sie dort auch regionale Auswertungen zur Umsatzentwicklung nach IHK-Bezirken. Diese lassen sich nach einzelnen Bezirken selektieren und die dortige Entwicklung kalender- und saisonbereinigt im Vergleich zum Vorjahr oder Vormonat anzeigen – jeweils für die Daten von Februar 2019 bis zum vorvergangenen Monat, aktuell also Mai 2025.

 

In den Daten des DATEV Mittelstandsindex beobachten wir seit vielen Monaten, dass die Umsatz- und die Lohnentwicklung gegenläufig verlaufen. Die Umsätze sinken fast durchgängig, die Löhne und Gehälter steigen. Kleinste, kleine und mittlere Unternehmen kann das an die finanzielle Belastungsgrenze führen.

 

Ein weiteres Thema, zu dem uns der DATEV Mittelstandsindex Daten liefert, ist die aktuelle Diskussion zu den Mindestlöhnen. Knapp ein Viertel der Löhne in Kleinstunternehmen in Deutschland sind Stand heute niedriger als die von der Mindestlohn-Kommission beschlossene Erhöhung auf 14,60 Euro von 2027 an. Wir sehen in den Daten, dass eine Mindestlohnerhöhung starke Auswirkungen in strukturschwachen Regionen – v. a. in Ostdeutschland und in ländlichen Kreisen – haben wird. Betroffen werden davon vor allem arbeitsintensive, niedrig entlohnte Branchen, wie das Gastgewerbe oder die Landwirtschaft, und dabei insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen, sein.

 

Lassen Sie es mich am Beispiel der Gastronomie erklären: Die Branche steht mit dem Rücken zur Wand, denn Kosten explodieren, Fachkräfte fehlen und die Umsätze brechen ein. Und die Rückkehr der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent im vergangenen Jahr hat für die nächste Belastungswelle gesorgt. Besonders dramatisch: Keine andere Branche ist so stark vom Mindestlohn betroffen wie das Gastgewerbe. Dabei trifft die Mindestlohndynamik die Gastronomie gleich mehrfach: Viele Betriebe liegen in ländlichen oder strukturschwachen Regionen, wo das Lohnniveau besonders niedrig ist. Dort ist der Druck zur Anpassung am höchsten – während gleichzeitig weniger Personal, weniger Gäste und steigende Preise die Erholung nach Corona weiter ausbremsen.

 

Für Betriebe bedeutet es konkret, dass nicht nur die Lohnzahlungen, sondern auch die dazugehörigen Sozialabgaben steigen. Viele Unternehmen müssen sich deshalb heute schon damit beschäftigen, wie sie betriebswirtschaftlich vorsorgen können – obwohl sie bereits so viel leisten und die Lage im deutschen Mittelstand mehr als angespannt ist. Als Partner des steuerberatenden Berufsstands sehen wir es als unsere Aufgabe, unsere Mitglieder und deren Mandanten nicht nur über die rechtlichen Änderungen und möglichen Auswirkungen zu informieren, sondern sie aktiv zu begleiten. Daher wollen wir hier mit Daten unterstützen, die zeigen, wie sich Lohnerhöhungen auswirken.

 

Unsere Unterstützung kann nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Deshalb blicken wir mit großem Interesse auf die ersten Schritte der neuen Bundesregierung. Wir sind uns im Klaren darüber, dass sie noch nicht lange im Amt ist und eine erste Bilanz erst nach 100 Tagen gezogen werden sollte. Das bereitgestellte Investitionspaket ist ein erster Schritt, da es notwendige öffentliche Investitionen ermöglicht und gezielt die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland fördern soll. Daneben sind wir froh, dass die Relevanz und die Notwendigkeit der Modernisierung der Verwaltung erkannt und finanziell unterstützt wird. Ein eigenes Ministerium für Digitales und Staatsmodernisierung ist dabei ein guter Anfang. Jetzt sind weitere Schritte wie gezielte Innovationen und Forschung im digitalen Bereich sowie eine verstärkte Digitalisierung der Verwaltungsprozesse nötig.

 

Weiterhin begrüßen wir, dass erste Versuche erkennbar sind, eine Überlastung der Wirtschaft durch zu viel Bürokratie zu verhindern. Denn dafür ist es auch höchste Zeit. Die Bürokratie ist eine enorme Belastung für den Mittelstand. Im DATEV Seismografen wird sie seit Jahren an prominenter Stelle unter den größten Problemen genannt, mit denen die Unternehmen zu kämpfen haben.

 

Aktuelle Untersuchungen wie das KfW-Mittelstandspanel belegen, dass Mitarbeitende in mittelständischen Unternehmen in Deutschland durchschnittlich etwa sieben Prozent ihrer Arbeitszeit für bürokratische Tätigkeiten aufwenden. Dies entspricht rund 32 Stunden pro Monat je Unternehmen und summiert sich auf etwa 1,5 Milliarden Arbeitsstunden jährlich. Die damit verbundenen Kosten belaufen sich auf schätzungsweise 61 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit, administrative Hürden abzubauen.

 

Daher fordern wir einen effektiven Abbau dieser Barrieren durch konsequente Vereinfachung von Antragsverfahren, eine Reduzierung regulatorischer Auflagen und steuerliche Erleichterungen. Der Koalitionsvertrag enthält bereits entsprechende Vorschläge, die von der neuen Regierung zügig und entschlossen umgesetzt werden sollten.

 

Dennoch sollte jede Entscheidung gut überlegt sein, damit die deutsche Wirtschaft dauerhaft davon profitieren kann. So wie die von der Bundesregierung geplanten Abschreibungen von Unternehmensausgaben für Maschinen und Geräte in diesem und in den nächsten beiden Jahren mit bis zu 30 Prozent. Die Ausweitung der degressiven Absetzung für Abnutzung (AfA) für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens soll Investitionen in die Transformation der Wirtschaft beschleunigen. Angesichts der Ertragslage können die vom Bundesfinanzminister betitelten „Super-Abschreibungen“ in den meisten Fällen ihre Wirkung gar nicht entfalten. Denn sie können nur funktionieren und die Unternehmen spürbar entlasten, wenn die wirtschaftliche Situation entsprechende Investitionen überhaupt zulässt. Bei den aktuellen Zahlen des DATEV Mittelstandsindex sehe ich das derzeit nicht. Im Gegenteil: Die Situation ist weiterhin äußerst kritisch.

 

In der Politik müssen jetzt die richtigen Weichen gestellt werden – damit es endlich wieder bergauf geht, vor allem in der mittelständischen Wirtschaft. Wir fordern mehr Vertrauen der Politik in unsere Unternehmen. Denn sie sind Treiber von Wachstum und Fortschritt in diesem Land.

 

Was viele nicht wissen: 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland gehören zum Mittelstand. Nur etwa 20.000 von gut drei Millionen Unternehmen liegen über der Grenze von 250 Mitarbeitenden – das sind dann die Großen. Die machen zwar über die Hälfte der Wertschöpfung aus, aber der Mittelstand ist das Rückgrat unserer Wirtschaft. Wenn es dem Handwerk und den kleinen Betrieben schlecht geht, hat Deutschland ein echtes Problem.

 

Die meisten dieser Unternehmen werden von unseren Mitgliedern als Steuerberaterinnen und Steuerberater betreut. Sie wissen uns, ihre Genossenschaft, partnerschaftlich an ihrer Seite. Mit unseren digitalen Angeboten bieten wir sowohl den Mitgliedern als auch deren Mandanten zukunftsfähige Lösungen. Wir digitalisieren den Mittelstand.

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bevor wir uns nun auf Ihre Fragen freuen, übergebe ich das Wort an Nicolas Hofmann, den Vorsitzenden des DATEV-Aufsichtsrats.

 

                                                                --- Ende ---